Metadaten

Lullus, Raimundus; Hofmann, Joseph Ehrenfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 4. Abhandlung): Ramon Lulls Kreisquadratur — Heidelberg, 1942

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42029#0003
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ramon Lull (1232—1316) ist eine der merkwürdigsten und
stärkstumstrittenen Persönlichkeiten des ausgehenden 13. Jahr-
hunderts1. Sein leidenschaftlicher Kampf gegen die Lehren des
Averroes gehört der Geschichte an. Aus der Fülle der von ihm
verfaßten Streitschriften gegen die Averroisten ist einiges Kenn-
zeichnende gedruckt worden; vieles andere ist nur handschriftlich
erhalten und heute fast völlig unbekannt. Sein Opferleben im
Dienste der christlichen Ideen, sein Glaubenseifer und selbst sein
Märtyrertod haben ihn nicht davor bewahrt, später gelegentlich
als Ketzer angefeindet zu werden. Seine Wissenschaftsmethode,
die ars generalis, wurde von den Zeitgenossen kaum verstanden
und fast durchwegs abgelehnt, aber im 15., 16. und 17. Jahrhundert
neu aufgenommen und von einigen bedeutenden Denkern eifrig,
ja leidenschaftlich studiert2. Obwohl zu Beginn des 18. Jahr-
hunderts eine große Gesamtausgabe seiner Werke unternommen
wurde3, wandten sich doch die beiden folgenden Jahrhunderte er-
neut von Lull ab, seine größtenteils ungedruckt gebliebenen Schrif-
ten gerieten in Vergessenheit, die Fülle seiner Traktate wurde be-
lächelt, ihre Gleichförmigkeit scharf getadelt, die ars generalis
schließlich als oberflächliche Spielerei abgetan4 * * *. Erst in den letzten
Jahrzehnten wird Lulls Werk wieder neu durchgearbeitet und rich-
tiger gewertet. Gewiß, der lateinische Wortlaut der Lull sehen
1 Ich verweise vor allem auf die wertvolle Arbeit von E. Allison Peers,
Ramon Lull, a biography, London 1929. Sie enthält unter anderm auch eine
Fülle von sorgfältigen bibliographischen Angaben, aus denen man sich selbst
über abgelegene Einzelfragen gut unterrichten kann.
2 Hierüber lese man etwa die feindurchdachte Zusammenstellung in
Friedrich Ueberwegs Grundriß der Geschichte der Philosophie II11, ed.
Bernhard Geyer, Berlin 1928, S. 460/61.
3 Die Ausgabe der Opera omnia, Mainz 1721—1742, wurde von Ivo
Salzinger (1669—1727) begonnen und blieb nach Erscheinen von acht großen
Foliobänden stecken.
4 Leider ist der sehr gegen Lull eingenommene Bericht in Carl Prantl,
Geschichte der Logik im Abendlande III, Leipzig 1867 (Wiederdruck Leipzig
1927), S. 145—177 einer ruhigen Betrachtung des tatsächlichen Befundes
lange hemmend im Wege gestanden.

1*
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften