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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0013
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Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung

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nicht daran zweifelte, daß dieser Beschluß der Zeit unmittelbar
nach der Festgründung angehöre, so war er des Glaubens, endlich
ein brauchbares Hilfsmittel für die Lösung der vielerörterten Pro-
bleme der Soterien und des Archon Polyeuktos gefunden zu haben.
Es war in der Tat eine Entdeckung, die geradezu revolutionär wir-
ken mußte. Mit einem Schlage hatte das smyrnäische Dekret eine
überragende Bedeutung für die Geschichte von Delphi und Athen
im dritten Jahrhundert erlangt. Denn wenn die Voraussetzung
von L. Robert zu Recht bestand, so war der Regierungsantritt
Seleukos’ II. zum frühest denkbaren Termin für die Feststiftung
geworden, d. h. sie und ebenso der attische Archon Polyeuktos
mußte später fallen als 247/6.
Aber gerade dieses Fundament war nicht sicher. Die An-
nahme, daß der Beschluß von Smyrna die Antwort auf die Einla-
dung zur ersten ätolischen Feier sei, ist Gegenstand des Zweifels
geworden. Die Fronten hatten sich verschoben: jetzt standen Fla-
celiere, Ferguson und ich trotz aller sonstigen Abweichung in
einer Linie1. Mit besonderem Nachdruck hatte sich Ferguson für
die Trennung des Dekrets von der Feststiftung eingesetzt, womit er
sich den harten Tadel von L. Robert zugezogen hatte2. ,,II ne
suffit pas d’avancer des vagues hypotheses comme celle-ci: »Nous
ne savons pas, si les Aitoliens s’adresserent ä Smyrne ä meme temps
qu’ä Athenes. Ils peuvent l’avoir fait et avoir echoue. Les cites
grecques pouvaient refuser de telles requetes. Elles s’avaient sans
doute ä attendre l’agrement de leurs rois avant de s’engager finan-
cierement et politiquement par Facceptation d’une fete comme les
Söteria.«“ Man kann L. Robert entgegenhalten, daß seine Annahme
der Gleichzeitigkeit von Beschluß und Festgründung ja auch nichts
anderes als eine Vermutung ist. Immerhin muß man ihm zugeben,
daß es ein wenig glücklicher Gedanke von Ferguson war, diese
Hypothese durch eine andere unbewiesene Hypothese entkräftigen
zu wollen. Indem er sich auf die Akten der Leukophryena berief,
machte er es seinem Kritiker leicht, gerade aus diesen Urkunden
den Nachweis zu erbringen, daß die große Mehrzahl der Antworten
zur gleichen Zeit eingegangen war. Robert zog daraus den Schluß,
1 Vgl. Flaceliere, Rev. des et. anc. 1933, 328; Ferguson, Tribal Gycles
1931, 128ff. und meine Bemerkungen im Hermes a. a. O. 455f.
2 Rev. des et. anc. 1936,16. AufseinerSeitestehen: Segre Historia 1931,
255; Roussel, Rev.'et. gr. 1932, 198/5 und schließlich sang Flaceliere in
Les Aitoliens ä Delphes 1937, 147ff. eine Palinodie.
 
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