Metadaten

Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0015
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung

7

An die Spitze stelle ich diejenigen Feste, bei denen eindeutige
Tatbestände vorliegen. Wir beginnen mit den Ampbiaraa von
Rhamnus. Sulla fand dies Fest im Jahre 87 als eine hergebrachte
Einrichtung vor; denn nach seinem Siege verfügte er, daß ihm alle
Einkünfte für die Spiele und Opfer, die die Oropier begehen, un-
geschmälert erhalten werden sollen1. In einer Verordnung des fol-
genden Jahres spricht er von der Möglichkeit, daß es zur Verherr-
lichung des römischen Sieges durch weitere Agone verstärkt wer-
den könnte (άς συντελέσουσι). Und ein dritter Text läßt erkennen,
daß das erweiterte Fest in spätrepublikanischer Zeit unter dem
Namen Amphiaraa und Rornaia gefeiert wird, Syll.3 1064: τά τιθέ-
μενα υπό Ώρωπίων.
Auch die Didymeia von Milet haben eine Umwandlung erfahren.
Wir sind in diesem Fall in der glücklichen Lage, ein besonders
beweiskräftiges Material vorlegen zu können, weil wir — was selten
ist — das Einladungsschreiben (an Kos) besitzen, Syll.3 590.
Wenn es nun in den Motiven heißt: επειδή του δήμου κατά τά πάτρια
τάς τε πανηγύρεις και τούς άγώναις συντελοΰντος έν Διδύμοις τω Άπόλ-
λωνι τω Διδυμεΐ-προσήκει δέ τω δήμω πράσσοντι τοΐς έξενενηγμένοις
χρησμοΐς ακόλουθα τον τε άγο7>να των Διδυμείων τιθέναι στεφανίτην και
τούς "Ελληνας εις ταΰτα παραλαμβάνειν, so ist deutlich, daß das seit
alters gefeierte Fest auf Grund eines Orakels in einen Kranzagon
umgewandelt werden soll. Gleichzeitig soll der Kreis der Teilnehmer
erweitert werden.
Bei den Museia von Thespiae kann ich micht unter Hinweis auf
meine Darlegungen a. a.O. 443 kurz fassen. Auch hier hat die Stadt
beschlossen einen hergebrachten άγων χρηματίτης in einen στεφανίτης
umzuwandeln (Syll.3 457: τής πόλεως προκεχειρισμένης). Das Bestehen
des Spieles wird in der Antwort der Techniten Z. 45ff. besonders
hervorgehoben, vergl. Z. 16: ό άγων ό έν τω Έλικωνι γινόμενος.
Als letztes Beispiel in dieser Gruppe führe ich noch die Ptoia von
Akraiphia an. Delphi hatte der Stadt ein Orakel (Syll.3 635 B) er-
teilt. Wie Holle au x2 aus dem nur bruchstückhaft erhaltenen Am-
phiktionendekret (A) herausgelesen hat, ist daraufhin das Fest
gegründet worden. Etwa ein Jahrhundert später hat es eine Um-
wandlung erfahren. In dem hierauf bezüglichen Beschluß IG. VII
4138 werden die Ptoia als άγών - — —, [δν] τ[ι]θέ[α]σιν Άκραιφιεΐς
bezeichnet.

1 Syll.3 747: εις τούς αγώνας καί τάς θυσίας, άς Ώρώπιοι συντελοϋσιν.
2 Etudes d’epigr. BGH. XIV, 19 n. 10.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften