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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0017
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Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung

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rale Seleukos’ III. errichtete, bereits der Nikephoros geweiht waren.
Von dieser Voraussetzung ging auch Haussouillier aus, als er bei
Veröffentlichung des ätolischen Dekretes (Syll.3 629), das die Ant-
wort auf die Bitte Eumenes’ II., die Nikephoria anzunehmen, dar-
stellt, im Bull. Hell. 5, 1881, 372 die bekannten Worte des Polybios
vom Unmut des Prusias über die Beschickung der pergamenischen
Spiele zu Ehren der Athena durch die Byzantiner und ihre gleich-
zeitige Nichtachtung der eigenen Soteria (IV 493) auf die Nikephoria
bezog. Da diese Nachricht von Polybios zum Jahre 220 gebracht
wird, müßten die Nikephoria damals bereits gefeiert sein. Haus-
souillier hat mit seiner Deutung allgemeinen Beifall gefunden1.
Es war das Verdienst von Felix Staehelin, daß er in seiner Basler
Dissertation von 1897 den später nie mehr angezweifelten Nachweis
erbrachte, daß auf keinem der pergamenischen Denkmäler der
20er Jahre die Nikephoros begegnet, I. v. Perg. 21 ff.2; auch in der
gemeinsamen Überschrift heißt die Göttin einfach Athena. Damit
war nun freilich der Hypothese des französischen Gelehrten die
Grundlage entzogen. Die Schöpfung des Kults der Nikephoros war
selbst zum Problem geworden. Allein festgewurzelte Vorstellungen
pflegen ein langes Leben zu haben. Man gab daher den Zusammen-
hang zwischen den Siegen der 20er Jahre und der Einführung des
Nikephoros-Kultes nicht auf. Vor allem in M. Holleaux erstand
derThese Haussouilliers ein warmer Verteidiger (Etudes d’epigr.
II 61). So ist die Meinung herrschend geblieben — ich verweise,
um einige Namen von internationalem Klang anzuführen, auf Rous-
sel in seinem schon erwähnten Aufsatz Rev. des et. anc. 1924, 106,
L. Rorert Bull. Hell. 1930, 332f., Ferguson Tribal Gycles 119,
Welles The Royal Leiters 197 und 200 ,— daß die Nikephorien
kurz vor 220 gegründet seien, und daß Eumenes 182 sich darauf
beschränkt habe, das Fest in ein panhellenisches umzuwandeln.
Indessen die Frühdatierung des Nikephoros-Kultus unterliegt
aus allgemein historischen wie aus epigraphischen Gründen den
größten Bedenken. Der steile Anstieg der pergamenischen Macht,
von dem die Denkmäler Kunde geben, fand mit dem Regierungs-

1 Ich nenne, ohne Vollständigkeit zu erstreben: Dittenberger 1883,
Syll.1 215: „Ludi iam Attalo I. regnante fuerunt (Polyb. IV 49, 3). Sed Eume-
nes maiore splendore hos ludos exornavit eisque eandem quam antiquis feriis
Panhellenicis dignitatem H(aussouillier),“ Imhoof-Blumer, Abh. Ak. Ber-
lin 1884, 26; Gaebler, Erythrai 49f., Pomtow, Syll.3 629.
2 Geschichte der kleinasiatischen Galater2, 30 ff.
 
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