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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0025
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Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung 17
mit Ausnahme der wenigen aus dem 2. Jahrhundert stammenden
Stücke — erst durch Moiragoras’ Werbefeldzug veranlaßt sind. In-
dessen wäre es abwegig, aus dem Fehlen früherer Aufzeichnungen
zu schließen, daß 208/7 zum ersten Male Werbegesandtschaften in
die Welt geschickt seien. Bei dieser Annahme würde die Voraus-
setzung nötig werden, daß die Magneten der Weisung des Gottes von
Delphi durch dreizehn lange Jahre keine Folge gegeben hätten. Das
ist aber an sich unwahrscheinlich und wurde, wie wir sahen, durch
die Aussage zahlreicher Urkunden widerlegt, die von dem Beschluß
der Festgründung berichten. In die Reihe dieser Zeugnisse ist auch
die S. 16 ausgeschriebene Stelle der heiligen Geschichte einzuord-
nen. Kern hatte ihren Sinn durch die Ergänzung [έπελάβον]το nicht
klar zum Ausdruck gebracht. Die zahlreichen Parallelen in den Ur-
kunden legen nahe, dafür das von mir vorgeschlagene [έψαφίσαν]το
einzusetzen. Weiter aber ist diesem Bericht zu entnehmen, daß
bereits nach 221/0 Einladungen ergangen sind. Sie richteten sich an
einen engeren Kreis, nämlich nur an die Städte der Nachbarschaft.
Aber die Magneten fanden mit ihrer Werbung keinen Anklang ώς
δέ έπιβαλόμενοι παρηκούσΑησαν lesen wir 1624. Angesichts dieser
Feststellung bedürfen wir jener Vermutung von Max L. Strack
nicht mehr, wonach die Festfeier bis zur Benutzbarkeit des Hermo-
genestempels hinausgezögert sein soll. Denn wir begreifen, daß der
Mißerfolg ihrer Werbung eine ausreichende Erklärung für das Ver-
halten der Magneten abgibt. Das Ausbleiben der Nachbarn —
gerade bei der Feier von 209/8 — wird den Entschluß zu einer neuen
Propaganda unter Moiragoras ausgelöst haben. Es war keine bloße
Wiederholung der ersten. Denn dieses Mal geht der Ruf an die
Griechen in aller Welt, an die Könige des Ostens wie an die Repu-
bliken des Mutterlandes. Es hat daher dabei zu bleiben, daß das
Vierjahresfest seit 221/0 eine ständige Einrichtung ist. Zugleich er-
fassen wir jetzt den Sinn des zweiten Werbefeldzuges. Es ging nicht
darum, das Fest — es sei in der Art der Spiele oder in der Abfolge
der Feiern — umzuwandeln, sondern es geht darum der Stadt durch
Erweiterung des Kreises der Teilnehmer höheres Ansehen und dem
Artemisheiligtum die Asylie zu gewinnen.
Die Untersuchung hat ein geschlossenes Bild ergeben. Rous-
sels Zweifel an der Zuverlässigkeit des Sprachgebrauches unserer
Urkunden haben sich nicht als berechtigt erwiesen. Die Sprache ist
klar und eindeutig. Bei Neugründungen — sei es des ganzen Festes
oder einer neuen Spielart — wird niemals unterdrückt, daß die erste
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Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-Mst. Kl. 1942/43. 1. Abh.
 
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