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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0035
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Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung

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άγώνα — — Sv συντελοΰσι. Da sie wegen der Erwähnung des Kö-
nigs Attalos II. erst nach dem Jahre 159 angesetzt werden kann,
fällt sie mehr als 60 Jahre nach der Festgründung. Aber sie läßt die
Tatsache, daß sie dieser nicht auf dem Fuße folgt, lediglich aus dem
Zusatz Sv συντελοΰσι. erraten. Hatte Ferguson a.a. Ο. A. 3 seine
Meinung in die Worte gefaßt: there is no evidence, that any of the
cities of Asia recognized the Soteria in the archonship of Polyeuk-
tos, so dürfen wir jetzt sagen: Smyrna und die Inseln haben das
Fest nicht sofort nach der Stiftung angenommen.
Und noch eine zweite Aussage können wir diesem Dekret abge-
winnen. Es behandelt die Festgeschichte mit einer weder in Athen
noch sonst beliebten Ausführlichkeit. Nur in der Erwähnung des
Keltensturms und seiner Abwehr stimmt es mit den andern Texten
überein. Die Überraschung, die es bringt, liegt darin, daß es eine
Epiphanie der Götter erwähnt und von einem Orakelspruch berich-
tet, auf Grund dessen die Ätoler ein Dankopfer dargebracht ha-
ben, Z. 5: τάς τε θυσίας, καθότι εχρησεν ό θεός. Diese kurzen Worte
lassen aber noch mehr erraten; denn die Partikel τε zeigt, daß der
Gott noch eine zweite Feistung verlangt hat. Worin diese bestan-
den hat, ist aus Z. 11 zu erschließen, wonach die Ätoler an die
Smyrnäer die Bitte herangetragen haben: των θυσιών καί του άγώ-
νος των Σωτηρίων μετέχειν.1 Wieder müssen wir auf die Parallele
der Feukophryena zurückgreifen. Auch sie wissen von einem
Orakelspruch nach der Epiphanie der Artemis zu berichten, durch
den Dankopfer und Festgründung angeraten werden. In beiden
Fällen wird somit der Stiftungsbeschluß in engen Zusammenhang
mit der Epiphanie und dem Spruch Apolls gebracht2.
Damit ist nun freilich ein Sachverhalt von erheblicher Bedeu-
tung festgestellt. Denn er läßt sich in keiner Weise mit der Hypothese
Roussels von der Umwandlung der Soterien in Einklang bringen,
auch nicht mit Flacelieres darauf aufgebauter Festgeschichte.
Wenn wir Flaceliere Fes Aitoliens 238 hören, haben die Ätoler
durch ihre Stiftung die bisherigen Spielausrichter entrechtet, wo-
durch viele griechische Gemeinden, die darin einen Gewaltakt er-
blickten, sich angeblich veranlaßt sahen, dem neuen Fest fernzublei-
1 In dieser Ergänzung stimmen Pomtow, Bourguet und L. Robert
überein.
2 Erst nach Abschluß des MS. habe ich gesehen, daß bereits Pfister
RE. III A s. v. Soteria das Fest mit einem Orakel Apollos in Verbindung
gebracht hat.
 
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