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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0037
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Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung

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date.“ Allein die Frage ist erlaubt, ob wirklich dem Fund jenes
Ephebendekretes eine so hohe Bedeutung zukommt. Im Grunde
genommen haben wir dadurch doch lediglich die Gewißheit erhalten,
daß Polyeuktos der unmittelbare Nachfolger des Thersilochos ist,
daß also die aus dem sog. Salamisstein bekannte Gruppe Polyeuk-
tos, Hieron, Diomedon noch um einen Namen oder, wenn wir gleich
Kallimedes, der wieder vor Thersilochos amtiert hat, hinzunehmen,
um zwei Namen vermehrt wird. Gewiß kann Meritt auch für diese
verlängerte Reihe in den 40 er Jahren leicht Platz schaffen, aus dem
einfachen Grund, weil in diesem Jahrzehnt alle bisherigen Ansätze
der Sicherheit entbehrten. Trotzdem darf gesagt werden, daß der
neue Fund für ihn nicht in jeder Hinsicht eine Hilfe bedeutet. Denn
bei der Unterbringung der zweiten Gruppe des Salamissteines —
Theophemos, Kydenor, denen in ungewissem Abstand Eurykleides
folgt — gerät er in Schwierigkeiten. Er ist nämlich gezwungen,
zwischen die beiden Reihen nicht weniger als sechs Eponymen ein-
zuschalten, derart, daß Diomedon auf 241/0 und Theophemos auf
234/3 zu stehen kommt. Die sehr sorgfältige Untersuchung von
St. Dow im Am. I. Arch. 1936, 57ff. bes. 69 hat nun aber gezeigt,
daß unter Voraussetzung einer so großen Lücke der glatte Rand
.am Fuß der Salamisstele eine Breite von nur 0,025 m haben würde,
während die Regel ist, daß eine Fläche von meist 0,15 bis 0,20 m
unbeschriftet bleibt. Damit ist eine Schwäche der neuen Anord-
nung aufgedeckt. Ja, mehr als das! Denn Dow bezeichnet sogar
Kirchners Theorie (Gnomon 1932, 456), nach der fünf Namen ein-
zuschalten sind, als höchst unwahrscheinlich.
Es ist aber nicht die einzige: man kann sagen, daß das Gewicht
der Gründe, die gegen eine Datierung des Polyeuktos in die 40er
Jahre sprechen, heute stärker denn je ist. Von dem größten Gewicht
ist, daß es ein französischer Gelehrter war, der das Dilemma auf-
deckte, das sich zwischen dem von L. Robert verfochtenen Syn-
chronismus und dem überlieferten vierjährigen Charakter der Sote-
rien auftat. Wir besitzen nun einmal zuviel Siegerlisten der ätoli-
schen Feste, als daß unter Voraussetzung der penteterischen Folge
die Stiftung erst 243/2 erfolgt sein könnte. R. Flaceliere hat in
seinen Aitoliens ä Delphes kein Hehl daraus gemacht, daß er sich
angesichts dieser Schwierigkeit in einer großen Verlegenheit sah.
Es gab für ihn keinen anderen Ausweg daraus als die Hypothese,
daß das ätolische Vierjahresfest sehr bald nach seiner Gründung
durch ein Jahresfest ersetzt worden sei. Die Offenheit seiner Dar-
 
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