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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0038
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Walther Kolbe:

legungen läßt den Leser die Überwindung mitempfinden, die es ihn
kostete, sich für diese Lösung einzusetzen. Da das Datum 243/2 mit
Hilfe des Schreiberzyklus errechnet wird, bedeutet sie in der Tat
nichts Geringeres als den Sieg des starren Systems über die urkund-
liche Überlieferung. Angesichts dieser Tatsache entschloß ich mich,
aus meiner Jahre hindurch geübten Zurückhaltung herauszutreten
und öffentlich bekannt zu geben, was im Laufe der Zeit in der Stille
der Studierstube herangereift war. Ein erster Aufsatz sollte ledig-
lich die Frage klären, ob die Hypothese von der Umwandlung der
ätolischen Soterien in ein Jahresfest glaubhaft ist. Es gelang im
Hermes 1940, 54ff. auch den letzten Rest der lediglich auf Konjek-
tur beruhenden Überlieferung eines Jahresfestes zu beseitigen.
H. Pomtow hatte in diesem Fall keine glückliche Hand gehabt, als
er die [jährliche] Festfeier in die Urkunde für Sosikles I. v. Mag. 91
durch Ergänzung einführte. Die echte epigraphische Überlieferung
wußte nur von einem Vierjahresfest, und es konnten Beweise dafür
beigebracht werden, daß während der Dauer der Ätolerherrschaft
an diesem Charakter der Soterien nicht gerüttelt worden ist. Als
Nebenfrucht der Untersuchung ergab sich die Erkenntnis, daß das
Fest nicht in den Jahren der Pythien, sondern in denen der Olym-
pien abgehalten wurde, wie das Unger und Dittenberger von.
jeher vermutet hatten. Auch das ist von wesentlicher Bedeutung.
Denn es stellt sich jetzt heraus, daß es nicht erlaubt ist, das Pythien-
jahr 242 mit den ätolischen Soterien in Beziehung zu bringen. Damit
war der lediglich auf dem Schreiberzyklus beruhende Synchronis-
mus für Polyeuktos als unmöglich erwiesen.
Nachdem so die Glaubhaftigkeit der neuen Hypothese erschüt-
tert war, wandte sich die Arbeit dem positiven Aufbau zu. Ein zwei-
ter Aufsatz im Hermes 1940, 400ff. stellte das Dekret von Smyrna
in den Mittelpunkt der Betrachtung: er galt der Klärung der
Frage, ob wirklich, wie L. Robert und seine Anhänger annehmen,
das Jahr der Thronbesteigung des zweiten Seleukos als der frühest
denkbare Termin für die Festgründung und für Polyeuktos aner-
kannt werden müsse. Zu dem Zweck wurde die Korrespondenz zwi-
schen Smyrna und Delphi, die die Asyliegewährung an Smyrna und
das Heiligtum der Aphrodite Stratonikis zum Gegenstand hat, einer
Prüfung unterzogen und ebenso die Korrespondenz der Atoler mit
Delphi, in der die Asyliegewährung an das Aphroditeheiligtum
auch berührt wird. Das Ergebnis war, daß beide Schriftwechsel mit
den diplomatischen Schritten in Zusammenhang stehen, durch die
 
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