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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0039
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Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung 31

Seleukos im ersten Jahre seiner Regierung (247/6) die Anerkennung
von '‘Königen, Stammesbünden und Städten5 zu erreichen suchte,
und selbst dem Jahre 246 angehören. Damit war dem Auftauchen
von Seleukos’ Namen in der smyrnäischen Urkunde eine wesentlich
andere Bedeutung gegeben, als ihr von L. Robert zugeschrieben
war. Denn es läßt sich nicht länger verkennen, daß die Soterien
im Jahre 246 bereits die Anerkennung der asiatischen Stadt gefun-
den haben. Das bedeutete zweifellos, daß dieses Jahr der denkbar
späteste Termin für die Stiftung der Soterien ist. Aber noch blieb
die entscheidende Frage offen — und dieser gilt die vorliegende
Abhandlung -—, nämlich die Frage, ob die Urkunde von Smyrna in
einem unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit der Festgrün-
dung steht. Diese Behauptung ist die Grundlage von L. Roberts
These. Indem wir ihre Glaubhaftigkeit prüften, gelangten wir soe-
ben zu der Einsicht ihrer Unhaltbarkeit: Smyrna antwortet nicht
wie Athen auf die erste Einladung gleich nach der Festgründung.
Damit war der Hypothese von L. Robert die Grundlage entzogen.
Wir führen nunmehr die Untersuchung mit einer allgemeinen
Betrachtung der politischen Lage der 40er Jahre weiter. Dieses
Jahrzehnt, das für Antigonos Gonatas das letzte seines Lebens wer-
den sollte, hatte für ihn unter sehr unglücklichen Umständen begon-
nen. Der A'izekönig von Korinth, sein Neffe Alexander, befand sich
im Aufstand, da er sich von der alexandrinischen Diplomatie hatte
ins Schlepptau nehmen lassen. Seine Erfolge beeinträchtigten die
Machtstellung Makedoniens im Süden der Halbinsel in gefahr-
drohender Weise. Dazu kam, daß Ätoler wie Achäer eine rege Tätig-
keit entfalteten, um den Geltungsbereich ihrer Bünde auszudehnen.
Ein Generalangriff der republikanischen Mächte gegen die Vor-
machtstellung der Monarchie war im Gange. In dieser schwierigen
Lage hat Gonatas mit überlegener Staatskunst die beiden griechi-
schen Bundesstaaten, die die griechische Freiheit auf ihr Banner
geschrieben hatten, zu trennen gewußt. Die Ätoler hatten aus
Machthunger und Egoismus die Sache Griechenlands verraten und
waren in ein Bündnis mit Makedonien getreten. Dank dieser Hal-
tung besserte sich die Lage des Königs wieder im Laufe der nächsten
Jahre, und als er 243 nach dem Tode seines Neffen einen großen
Teil seiner Besitzungen im Peloponnes wiedergewonnen hatte, war
die bedrohliche Lage gemeistert. Makedonien hatte seine machtvolle
Stellung zurückgewonnen. Wie soll es da denkbar sein, daß die Äto-
ler eben in diesem Jahr 243/2 ein Siegesfest zur Verherrlichung
 
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