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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0042
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Walther Kolbe:

dem der ersten Phyle zuzuweisen und die Gleichung 221/0 = I zum
Angelpunkt des Phylencyklus zu machen1.
Mit dieser Einsicht war ein Sachverhalt aufgedeckt, der von über-
ragender Bedeutung für unseren Problemkreis ist. Alle mit Hilfe
der FERGUSON-Gleichung errechneten Daten und Phylenangaben
sind hinfällig geworden. Das gilt von den Polyeuktos-Daten 243/2
und 255/4. Das gilt auch von der Berechnung, daß in der zweiten
Hälfte des Jahres 263/2 ein Schreiber aus der elften Phyle entnom-
men worden ist. Wir kommen sogleich auf diesen Punkt zurück.
Dies Jahr 263/2 hat Ferguson -— wenn es erlaubt ist das Wort zu
gebrauchen — mit zauberischem Nimbus umkleidet. Drei Tat-
sachen sind seiner Meinung nach mit ihm verknüpft: 1. die Kapitu-
lation Athens vor Antigonos Gonatas und 2. als Folge davon die
Doppelbesetzung der Posten des Ratsschreibers und des Asklepios-
priesters2, 3. eine schwere Störung der Phylenfolge bei den Schrei-
bern, während bei den Asklepiospriestern die gleiche Phyle den
Ersatzmann stellte. Eine Fülle von Besonderheiten treffen in die-
sem Jahr zusammen, Besonderheiten, von denen jede einzelne für
sich betrachtet, keine überzeugende Kraft hat — so St. Dow Class.
Phil. 1934, 153 -—, aber gerade ihre Häufung gab ihm die Gewißheit,
daß die Theorie seines Fehrers „mit Recht orthodox“ geworden war.
Was zunächst den Bruch der Schreiberfolge anlangt — auf die
5. Phyle soll infolge von Antigonos’ Eingreifen die 11. gefolgt sein —,
so hat ihm Flaceliere, der Bull. Hell. 1928, 286 noch ganz im Bann
von Ferguson stand, eine beschönigende Form gegeben: bei
der Wiederingangsetzung des Zyklus im Jahre 261/0 sei nämlich der
Schreiber aus der [Antigonis] bestellt worden. Er glaubte darin ein
„verführerisches“ Moment erblicken zu sollen, weil diese Phyle in
der amtlichen Reihenfolge die erste war. In Wahrheit ist aber nach
Ferguson 263/2 und nicht 261/0, das Jahr der Störung, womit
gegeben ist, daß eben nicht die erste, sondern die elfte (Aiantis) den
Reigen eröffnete. Ist damit eine Stütze der Hypothese zusammen-
gebrochen, so hat der Verfasser der Tribal Gycles 78ff. und 178 eine
1 In seinen Archons of Athens hat Dinsmoor seine Liste von 228/7 bis
154/3 auf dieser Gleichung aufgebaut.
2 Schon J. G. Droysen hatte Gesell, d. Hell. III 1, 246 auf Grund einer
Aussage des Hegesandros bei Athen. IV 167f. erschlossen, daß Gonatas nach
dem Siege in die Ämterbesetzung (vgl. unten S. 38) eingegriffen habe. Wir
werden uns weiterhin damit zu beschäftigen haben, ob Ferguson die Anwen-
dung dieser Maßnahme von ausgesprochen politischem Charakter auf die
Asklepiospriester zu Recht vermutet hat.
 
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