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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0043
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Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung 35
neue bereit: Die Aiantis hatte das „Privileg“ den Zyklus zu eröff-
nen. Aber auch diese Auskunft kann nicht von Bestand sein; denn
die elfte Phyle ist in 263/2 gar nicht an der Reihe gewesen, den
Schreiber zu stellen, da die Ausgangsgleichung 221/0 = 5 in Wegfall
gekommen ist. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir eingestehen, daß
wir die Tatsache eines Bruches überhaupt in Frage stellen müssen.
Ja auch die Doppelbesetzung des Schreiberpostens im Jahr 263/2
schwebt völlig in der Luft; es gibt keinen Beweis dafür, und Beloch
wie Dinsmoor haben sie bekanntlich geleugnet.
Die nächste, etwas umfangreichere Aufgabe muß sein, die zwei-
fache Besetzung des Postens des Asklepiospriesters zu erörtern. Wir
sind dabei gezwungen, uns mit Fergusons Hypothese über die As-
klepiospriester überhaupt auseinanderzusetzen. Die Beständigkeit
und Regelmäßigkeit ihrer Bestellung nach der Phylenfolge ist ja seit
seinen „Priests of Asklepios“ die zweite Grundlage seiner Archon-
tenforschung1. Mit Nachdruck hat er seither immer wieder die Mei-
nung vertreten, die Aufeinanderfolge zweier Priester aus der gleichen
Phyle, die uns das Inventar IG. II2 1534 B erkennen läßt, sei auf
eine Einwirkung des makedonischen Siegers nach der Kapitulation
zurückzuführen. Bei der ungewöhnlich großen Lückenhaftigkeit
der Priesterliste habe ich von Anfang an aus methodischen Gründen
diesem Gedankengang die Beweiskraft abgesprochen, besonders in
meinen Archonten 7ff.2. Heute stehen wir einer neuen Lage gegen-
über: St. Dow hat uns durch eine bessere Lesung im Text des De-
kretes von 1534 B die Möglichkeit einer induktiven Beweisführung
verschafft. Wir nehmen unsern Ausgang von den mit dem Inventar
verbundenen Beschlüssen. In ihnen wird eine Überprüfung der alten
Weihgeschenke (άνακείμ,ενα), wie sie an Hand eines vorliegenden
Inventars von Zeit zu Zeit vorgenommen wurde, angeordnet und
zugleich die Herstellung einer Liste der neuen Gaben, B 145: [άνα-
τεΕέντα έ]ν τω ’Ασκληπιείο) άπο Π[— — — άρχοντος]. Dement-
sprechend finden wir im Inventar eine zweiteilige Disposition.
Im ersten werden die Weihungen ohne jede Rücksichtnahme
auf die Zeit offenbar nach sachlichen Gesichtspunkten aufgeführt;
dieser Teil beginnt auf fr. abZ. 166, setzt sich auf c—TZ. 188 fort
und endet auf c—1 Z. 203. Der zweite ordnet die Neuerwerbungen
nach der Zeitfolge an; er beginnt in Z. 203 mit den Worten: καί τά
1 Der Untertitel lautet: A new method of Dating Athenian Archons.
(University of California. Publ. in Gl. Philolog.) 1906, 19072.
2 Abhandlg. d. Göttinger Ges. d. W., N. F. X, 1908.

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