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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0050
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Walther Kolbe:

ten die Lemnier ihre Souveränität an den syrischen König verloren
haben. Aus dem Komeasdekret IG. II2 672 geht aber hervor, daß
sie nicht in einem Untertanenverhältnis zu Syrien stehen; ihre
Beschlüsse bedurften vielmehr der Bestätigung durch den Demos
von Athen, sie waren also ein Teil des freien athenischen Staates.
Aus solchen Zeugnissen müssen wir lernen, die Dinge mit dem Maß-
stab der Griechen zu messen und sie nicht nach den Anschauungen
unserer Zeit zu werten. Phylarch hat die lemnischen Kolonisten um
ihrer Liebedienerei willen in die Beihe der Schmeichler eingeordnet.
Das gleiche Urteil kann man über die Athener fällen, die für das
Heil des Königs Opfer darbrachten. Aber es liegt kein Anlaß vor,
die Urkunde II2 683 erst derZeit nach demChremonideischen Kriege
zuzuweisen, um so weniger, als wir wissen, daß Antigonos wäh-
rend der 70er Jahre in den freundschaftlichsten Beziehungen zu
ihnen gestanden hat.
Das wichtigste Beweismittel Belochs für die Spätdatierung ist
aber zweifellos, daß die Baumnot in den 70er Jahren die Unter-
bringung der durch den Salamisstein bezeugten Archontenreihe
Polyeuktos und Genossen schlechthin verbiete. Er hat damit nicht
nur Dinsmoor a.a. 0. gewonnen, sondern auch Johannes Kirch-
ner bewogen seinen alten Standpunkt preiszugeben, Gnomon 1932.
Mit besonderem Nachdruck ist diese Behauptung von Ferguson
im Am. J. Phil. 1934 aufgenommen, wobei er ihr die Fassung gab:
für die 20 oder 21 Jahre zwischen den beiden Eckpfeilern Philippos
und Pytharatos haben wir unter Einrechnung der Polyeuktosgruppe
„ein oder zwei Namen zuviel“. Hier ist in der Tat der entscheidende
Punkt berührt. Bewährt sich diese These als richtig, dann ist die
Spätdatierung unhaltbar. Wir haben deshalb die Pflicht, dieser
Frage mit allem Ernst die Antwort zu suchen.
Ferguson selbst hat sich diese Aufgabe zu leicht gemacht. Denn
in seine Liste der Anwärter hat er einerseits Theophemos und Ky-
denor aufgenommen, andererseits Menekles und Nikias. Das eine
ist so unberechtigt wie das andere Es ist bekannt, daß die beiden
Erstgenannten von der Polyeuktosgruppe durch eine Lücke getrennt
sind, die sicher zum mindesten zwei Jahre betragen hat. Da der
jüngste in der Polyeuktosgruppe, Diomedon, auf 273/2 zu stehen
kommt, 272/1 aber durch Eubulos und 271/0 durch Pytharatos
besetzt sind, fallen Theophemos und Kydenor aus dem oben um-
grenzten Rahmen heraus. Bei Menekles und Nikias ist Fergusons
Verfahren noch überraschender. Er erwägt nämlich die Möglichkeit,
 
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