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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0056
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Walther Kolbe:

tet, dadurch, daß er Philippos auf 292/1 gesetzt hatte. Um den rech-
ten Abstand zwischen ihm und Telokles herzustellen, bleibt keine
andere Wahl als ihm sein altes Jahr 293/2 wiederzugeben. Allein
damit ist die Raumnot noch nicht behoben. Denn noch immer fehlt
vor Diokles ein Platz, auf dem Urias, der Nachfolger des Telokles,
untergebracht werden kann. Die Lage scheint verzweifelt und ist
es doch nicht. Denn auch für diese Schwierigkeit steht die Lösung
dank der neuen Bruchstücke aus Phlegon längst bereit1. Im Papyrus
n. 2082 (Bd. XVII der Oxy. Pap.) besitzen wir heute nach Hunts
Darlegungen für Kassanders Tod das Datum 298/7. Da Phlegon als
Sterbetag ein Datum im Artemisios embolimos angibt, muß er nach
julianischer Rechnung im Mai oder Juni 297 angesetzt werden. Nach
der gleichen Quelle haben seine Söhne zusammen drei Jahre und
zehn Monate regiert, sodaß das Ende der Dynastie Kassanders in
die zweite Hälfte des Jahres 294/3 fällt: mithin hat sich Demetrios
Poliorketes spätestens im März oder April 293 des Thrones bemäch-
tigt. Die Dauer seiner Regierung gibt Eusebios auf 6 Jahre und
6 Monate an. Bei der chronographischen Rechnung ergeben sich
genau sechs Regierungsjahre: wenn man wie Porphyrios Post-
datierung anwendet, die Jahre 293/2 (erstes volles Jahr) — 288/7
(Jahr des Wechsels), bei der Antedatierung des Hieronymus aber
die Jahre 294/3 (Jahr des Wechsels) —289/8 (letztes volles Jahr). Die
beiden antiken Zeugen stimmen also darin überein, daß Demetrios
den Thron im Laufe des Jahres 288/7 verlassen mußte, und dank Eu-
sebios’ genauer Angabe über die absolute Dauer seiner Regierung und
Phlegons zuverlässiger Bestimmung des Todestages von Kassander
und der Regierungszeit der Söhne können wir seinen Sturz in den
Spätsommer 287 festlegen. Die Kämpfe der Koalition — Ptolemaios,
Lysimachos, Pyrrhos — gegen ihn fallen mithin in das Jahr 287.
Daß Athen vorzeitig losgeschlagen haben könnte, ist angesichts
seiner militärischen Ohnmacht gegenüber dem noch fest im Sattel
sitzenden Makedonenkönig ausgeschlossen. Überdies bezeugt Plut.
Dem. 44, daß Ptolemaios, der Griechenland mit seiner Flotte zum
Abfall brachte, gleichzeitig2 mit seinen Bundesgenossen den
1 Vgl. meine Ausführungen in den NGGW. 1933, 498ff., wo ich mich
gegen Fergusons Darlegungen in Class. Phil. 1929, 20ff. gewandt habe. Ich
habe ihm zu danken, daß er daraufhin im Jahre 1934 (brieflich) seine Bereit-
willigkeit erklärte, gegebenenfalls die notwendige Änderung seiner Liste vor-
zunehmen. Die Dissertation von Elkeles, Demetrios der Städtebelagerer,
Breslau 1941, 88 ff. und 105 bringt keinen Fortschritt.
2 Δεξαμένου δέ Πύρρου πολύς περιέστη πόλεμος έτι μέλλοντα Δημήτριον.
"Αμα γάρ μέν Ελλάδα πλεύσας στόλω μεγάλω Πτολεμαίος άφίστη κτλ.
 
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