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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0067
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Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung

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um mehr als ein Menschenalter zu früh angesetzt worden war. Das
Beispiel sollte zur Vorsicht mahnen. Aber in gewisser Weise ist die
Lehre, die wir aus der Anordnung der Archonten von 307/6 bis 303/2
ziehen können, noch eindrucksvoller. Wir wollen einmal den Fall
setzen, daß wir von diesen fünf Eponymen so wenig wüßten wie von
Lysitheides oder Thymochares. Dann würde sich folgendes Bild
ergeben: unter Anaxikrates stellte die II. Phyle den Schreiber, unter
Euxenippos die XII., unter Koroibos die XI., unter Leostratos
die III. und unter Pherekles die I. Nach dem Schreibergesetz würden
wir die Beihenfolge demnach so gestalten: 307/6 Koroibos XI;
306/5 Euxenippos XII; 305/4 Pherekles I; 304/3 Anaxikrates II
und 303/2 Leostratos III. Ein Blick in die überlieferte Beihe bei
Ferguson a. a. O. 22 lehrt, daß diese Ansätze mit einer einzigen Aus-
nahme von der Wahrheit abweichen. Es mag zutreffen, daß in die-
sem Falle die Abweichung auf eine politische Absicht zurückgeht,
daß die Athener nämlich den Befreier Demetrios Poliokretes dadurch
ehren wollten, daß sie den Schreiber im ersten Jahr nach der Be-
freiung, unter Archon Anaxikrates, der neugeschaffenen Phyle De-
metrias entnahmen und diese dafür an ihrem eigentlichen Platze
übergingen, so daß sich die Phylen in der Beihenfolge II, XI, XII,
1, III folgten1. Wenn das zutrifft, dann haben wir daraus die Lehre
zu ziehen, daß die Athener das Instrument des Schreiberzyklus in
souveränerWeise handhabten und nicht daran dachten, es mecha-
nisch anzuwenden2. Wir können hier mit Händen greifen, welche
Verwirrung durch die Methode der allzu starren Handhabung des
Schreiberzyklus heraufbeschworen werden kann.
Als Ergebnis der Prüfung stellt sich heraus, daß als echte Kan-
didaten unserer Periode verbleiben: 1. Antipater und Arrheneides,
2. Diognetos, 3. Glaukippos, 4. Kydenor, 5. Menekles, 6. Nikias
Otryneus, 7. Peithidemos, 8. Philokrates und 9. Theophemos.
Damit ist wieder ein Sachverhalt von wesentlicher Tragweite fest-
gestellt. Der Einwand, daß die Baumnot in den 70er Jahren den
Ausschluß der Polyeuktosgruppe notwendig mache, war es gewesen,
der die große Mehrzahl der Gelehrten zur Preisgabe cler Frühdatie-

1 Ygl. Dinsmoor a.a.O. 36f.
2 Ebenso haben sie es mit dem Schaltzyklus gehalten, wie aus dem Mate-
rial, das für jene oben genannten fünf Archontate vorliegt, abzulesen ist. Nach
der Regel sollen nicht drei Gemeinjahre auf einanderfolgen. Trotzdem ist nach
Meritts List a. a. O. 1938,131, gesichert, daß die Jahre 306/5 bis 304/3 Gemein-
jahre waren. Die Erklärung dafür hatDiNSMOOR in den Archons 375 ff. gegeben.
 
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