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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0068
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Walther Kolbe:

rung veranlaß hatte1. Dieser Hauptgrund hat sich als ein Schlag
ins Wasser herausgestellt. Von Raumnot kann weder in den 70 er
Jahren noch in den 60er Jahren die Rede sein. Das ist keineswegs
ein rein negatives Ergebnis, sondern zugleich die positive Feststel-
lung, daß die Frühdatierung wieder als möglich erwiesen ist. Die
Rahn für die weitere Arbeit ist frei.
In diesem Augenblick, wo wir aus der bisherigen Haltung der
bloßen Verteidigung heraustreten, wird es zweckmäßig sein, sich
einmal die peinliche Lage vor Augen zu führen, in die die Forschung
geriet, als sie sich verleiten ließ, von der früheren Ansetzung des
Polyeuktos abzugehen. Die Verlegenheit trat überall zu Tage, es
mag sich um das ätolische, delphische oder athenische Gebiet han-
deln. Darüber habe ich in den NGGW. 1933, 503 ff. ausführlich
gesprochen. Nur einiges davon sei hier herausgehoben.
Im ätolischen Rereich wird durch die Spätdatierung die An-
nahme notwendig, daß um die Mitte des Jahrhunderts ein Charixe-
nos II zur Strategie gelangt ist, s. IG. IX l2, S. XLIX. Wir kennen
nun zwar aus der Inschrift n. 18 einen Hipparchen dieses Namens,
und auf ihn bezog Klaffenbach die Notiz von n. 3 R, die von der
vierten Strategie eines Charixenos weiß. Er sah sich dadurch in die
Notwendigkeit versetzt, gleich drei weitere Strategien des zweiten
Charixenos ausfindig zu machen. Sie schweben sämtlich in der
Luft, auch die aus Polybios IV 349 erschlossene. Denn es ist keines-
wegs sicher, daß der Schriftsteller unter den στρατεύσαντες den
ätolischen Strategen verstanden wissen wollte. Es muß die Mög-
lichkeit offen gelassen werden, daß er nur von den Führern des
Feldzuges redet. So bleibt Charixenos II eine schattenhafte Per-
sönlichkeit. Dagegen steht der erste Träger dieses Namens, der aus
Trichonia stammte, sehr lebendig vor uns. Für ihn sind zum min-
desten drei Strategien epigraphisch nachgewiesen. Klaffenbach
wies sie a. a. 0. den Jahren 288/7, 281/0 und 270/69 zu. Es ist aber
zu beachten, daß seine Liste in den Jahren 278/7 bis 274/3 Lücken
aufweist. Das ist aber gerade die Zeit, die nach Lage der Dinge für
eine Stiftung des ätolischen Siegesfestes in Anspruch genommen
werden muß. Eine weitere Strategie unseres Charixenos I läßt sich
also unschwer in der Mitte der 70 er Jahre unterbringen. Damit
würde die Zahl seiner Strategien auf vier steigen.
1 Ferguson a.a.O. 1934, 319: What diel most to contrain scholars to
move Polyeuktos down seventies to the fifties or later, was the discovery, that
they had to do not with two archons alone, but with five at last, probably six,
and possible more.
 
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