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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0005
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Einleitung.
In meinem Buch Waldbäume und Kulturpflanzen im germani-
schen Altertum (1905, S. 614) hatte ich auf Grund zweier urkund-
licher Belege die Behauptung aufgestellt, daß der Ölbaum (Olea
europaea L.) in angelsächsischer Zeit im südlichen England hie und
da angepflanzt war. In einer Besprechung meines Buchs lehnte der
Straßburger Botaniker Graf Solms-Laubach, während er sich im
übrigen über den botanischen Teil desselben anerkennend äußerte,
diese Behauptung über das Vorkommen des Ölbaums in Altengland
ab. „Der Botaniker weiß,“ so schrieb er1, ,,daß die Cultur von
Olea dort unmöglich ist und war, er wird höchstens eine Namens-
übertragung nach Art der Sycomore auf Acer platanoides anneh-
men.“ In einer späteren persönlichen Aussprache blieb er bei sei-
nem Zweifel; aber auf meine Frage, auf welchen einheimischen
Baum der Name elebeam, der zweifellos 'Ölbaum’ bedeutet, denn
übertragen sein könnte, vermochte er keine Antwort zu geben.
Auch der Pflanzengeograph Ernst H. L. Krause in Straßburg
sprach sich in einer Besprechung des Buchs2 in ähnlichem Sinne
aus: „Daß die als elebeam bezeichneten Grenzbäumein Südengland
Ölbäume gewesen seien, ist unglaubhaft. Die Olivenkultur ist wäh-
rend des Mittelalters soweit wie irgend möglich nordwärts vor-
geschoben, bis in Breiten, in denen sie bei den heutigen Verkehrs-
verhältnissen nicht mehr lohnt, da gar zu oft ein Frost die Ernte
vernichtet. Aber von England ist selbst die gewagteste Ölbaum-
pflanzung recht weit entfernt geblieben.“
Ich habe später in dem Artikel ΌΓ meines Reallexikons der
germanischen Altertumskunde (1915) die Bekanntschaft der alt-
germanischen Völker mit dem Olivenöl und die einheimische Öl-
bereitung ausführlicher behandelt.
Eine neuerliche Anfrage von Professor Max Körnicke vom
Institut für landwirtschaftliche Botanik der Universität Bonn ver-
anlaßt mich, nach langer Zeit noch einmal zu der Frage Stellung
zu nehmen. Körnicke schrieb mir (1942), daß er schon seit Jahren
mit Versuchen der Akklimatisation des Ölbaums beschäftigt sei.
Er könne sich dabei vorstellen, daß derartige Versuche auch früher
1 Botanische Zeitung 63, 310 (7. Okt. 1905).
2 Gotting. Gel. Anzeigen Dez. 1906, 951.
 
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