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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0018
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18

Johannes Hoops:

Ein Vergleich der Verbreitung des Oleasters mit der des ver-
edelten Ölbaums zeigt, daß die Verbreitungsgebiete beider sich un-
gefähr denken. Das hat mehrfach zu der Ansicht geführt, daß der
wilde Ölbaum nur eine verwilderte, aus Samen entspros-
sene Form des angebauten Ölbaums sei. Diese früher von
verschiedenen Forschern verfochtene Hypothese ist durch eine
Reihe namhafter Botaniker überzeugend widerlegt worden1.
Der Oleaster kommt vielfach in Gegenden vor, wo an eine Ver-
breitung durch Früchte des kultivierten Ölbaums nicht zu denken
ist. Gosson, der beste Kenner der Pflanzenwelt der Atlasländer,
hält den Ölbaum dort für heimisch. Auch Ball ist überzeugt, daß
der Ölbaum im nördlichen und westlichen Marokko wild wächst.
Der algerische Forstbotaniker Battandier spricht sich mit aller
Bestimmtheit dahin aus, daß keine Pflanze in Algerien nach ihrer
heutigen allgemeinen Verbreitung mit höherem Recht als einhei-
misch angesprochen werden könne als der Ölbaum, der dort, fern
von jedem denkbaren Einfluß des Menschen, einen wichtigen Be-
standteil der Wälder bildet. Bonacelli bestätigt das Indigenat des
wilden Ölbaums in Tripolitanien und der Cyrenaika. Für Griechen-
land hat sich einer der besten Kenner der griechischen Pflanzenwelt,
Th. von Heldreich, in ähnlichem Sinne ausgesprochen. Und Will-
komm, der gründlichste Kenner der Flora der Iberischen Halbinsel,
hält den Oleaster auch in Spanien und Marokko für einheimisch.
Er versichert, daß die Bäume, die er im spanischen Gebirge teils in
Mischwäldern, teils für sich allein in dicht geschlossenen Beständen
gefunden habe, wirklich wild, nicht verwildert seien, da in jenem
abgelegenen, wilden Gebirgsland wohl niemals Anbau geherrscht
habe. Der Ölbaum sei rings um das Mittelmeer von Anfang an hei-
misch gewesen; der Oleaster sei nicht durch Verwilderung des edlen
Ölbaums entstanden, sondern sei dessen Stammpflanze2. Theo-
bald Fischer spricht sich ebenfalls mit Bestimmtheit gegen die
Hypothese aus, daß der Oleaster nur ein verwilderter Ölbaum sei.
Daß der Oleaster wirklich ein alteinheimischer Bestandteil der
Mittelmeerflora war, wird weiterhin durch prähistorisch eFunde
endgültig bewiesen. Er war in Italien schon zur Tertiärzeit vorhan-
den; sein Indigenat daselbst wird durch Funde von Oleasterblät-
tern in pliozänen Lagerstätten bei Mongardino, nordwestlich von
1 Vgl. darüber De Candolle 350f. Fischer 4f. Rikli, Pflanzenkleid·
d. Mittelmeerländer 52 f.
2 Engler bei Hehn6 116f. 8118f. Fischer 4f.
 
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