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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0021
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II. Stammpflanze und Kulturform des Ölbaums

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sehen dem Ölbaum und dem Oleaster angewiesen habe. Die Stelle
bei Theophrast lautet:1 ή γάρ ορεινή (χώρα) καί άμπελον έ'χει καί έλάαν
καί τά άλλα άκρόδρυα/ πλήν άκαρπον την έλάαν, καί σχεδόν καί την φύσιν
ώσπερ μεταξύ κοτίνου καί έλάας έστί καί τη δλη μορφή· καί το φύλλον
τού μεν πλατύτερον τού δέ στενοτερον. Ταΰτα μεν ούν κατά την ινδικήν.
'Montana enim regio et vitem habet et oleam et fructuum silve-
strium genus; nisi quod olea sterilis est et natura formaque sua
tanquam media inter oleam et oleastrum, et folium habet hujus folio
latius, illius vero angustius. Hactenus de India.’
Gegen die Ansicht von Fischer wendet sich Rikli2 mit fol-
genden Worten: „Theobald Fischer, und ihm schließt sich aus
sprachlichen Gründen Victor Hehn an, ist der Auffassung, daß
der Ölbaum von einer asiatischen Art der Gattung abzuleiten sei.
Diese Hypothese ist aber entschieden unhaltbar. Als Ursprungs-
ort der Stammart könnte wohl nur Ostindien in Frage kommen,
das sieben Olea-Arten besitzt. Für den Baum hat jedoch das Sans-
krit keine Bezeichnung, was doch sicher der Fall wäre, wenn er in
diesem Lande irgendwelche nennenswerte Bedeutung gehabt hätte.“
Daß Victor Hehn sich aus sprachlichen Gründen Fischer
angeschlossen habe, trifft nicht zu. Hehns Werk über Kultur-
pflanzen und Haustiere ist in erster Auflage schon 1870, in der
letzten von ihm selbst besorgten, fünften Auflage 1887 erschienen,
während Fischers Abhandlung Der Ölbaum erst 1904 veröffent-
licht wurde. Und Hehn leitet die Ölbaumkultur nicht, wie Fischer,
aus Indien her, sondern hält den Ölbaum auf Grund von literari-
schen Zeugnissen der klassischen Schriftsteller (nicht aus sprach-
lichen Gründen) für „ein Gewächs des südlichen Vorderasiens, das
in dieser seiner eigentlichen Heimath unter den dort wohnenden
semitischen Volksstämmen frühe veredelt wurde“3. Was Rikli
gegen Fischers Herleitung der Olivenkultur aus Indien geltend
macht, dürfte richtig sein; wir kommen noch darauf zurück.
Er selbst vertritt hinsichtlich des Ölbaums und Oleasters fol-
gende Meinung: wenn der Oleaster, wie Fischer behauptet, in der
Kultur zwar etwas größere Früchte mit reichlicherem Ölgehalt
hervorbringt, im übrigen aber Oleaster bleibt, und wenn umgekehrt
der Ölbaum, sich selbst überlassen, nur kleinere Früchte bekommt,
aber nicht zum Oleaster verwildert, „so ist es wahrscheinlich, daß

1 Historia Plantarum IV 4, 11.
2 Pflanzenkleid d. Mittelmeerländer 53.
3 6. Aufl. S. 101; 8. Aufl. S. 103.
 
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