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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0023
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II. Stammpflanze und Kulturform des Ölbaums 23
Softe hat große Früchte, zuweilen größer als die edlen Sorten,
weiche, längliche, weitsitzende, schlanke Zweige; in der äußeren
Erscheinung ist sie von den edlen Arten nicht verschieden. Ihre
Früchte werden ungeklopft eingemacht, dürften aber wenig Öl er-
geben.“ Beide von Bauer ermittelten wildwachsenden Formen
sind also ohne die nach Fischer (S. 5), Fickendey (S. 1), Bikli
(a.a.O. 52) u. a. für den mediterranen Oleaster charakteristischen
Dornen, was von Dalman auf Grund eigner Beobachtung bestätigt
wird. ,,Dornen,“ sagt er (a.a.O. 154), „fehlen den Exemplaren
meines Herbars und sind auch von dem Botaniker J. E. Dinsmore,
Jerusalem, nur als Nebenzweigansätze beobachtet worden.“ „Die
in Paaren gegenständlichen lanzettlichen Blätter sind meist kleiner
und enger gewachsen als beim zahmen Baum.“ „Die an Öl armen
Früchte wurden mir als hellfarbig und sehr bitter bezeichnet.“
Wirklich waldbildend ist dieser wilde Ölbaum in Palästina nicht
vorhanden; er tritt nur vereinzelt in Waldgebieten auf, meist in
Strauchform, mit anderm Gestrüpp gemischt. „Die Strauchform
ist das Gewöhnliche, doch auch wirkliche Bäume kommen vor“1.
Bei der zweiten der von Bauer beschriebenen dornlosen Wild-
formen, die in ihrer äußern Erscheinung von den edlen Sorten nicht
verschieden ist und große Früchte trägt, zuweilen größere als die
edlen, liegt der Verdacht nahe, daß es sich hier nur um eine ver-
wilderte Form des zahmen Ölbaums handelt. Bei der ersten Form
scheint dies weniger der Fall zu sein, doch ist auch hier die Frage
einer möglichen Verwilderung noch genauer zu untersuchen. Wenn
die beiden in Palästina wild wachsenden Sorten wirklich als wilde
Olivenarten anzusehen sind, so würden wir meines Erachtens in
ihnen (vor allem in der großfrüchtigen zweiten Form) die Stamm-
pflanze des veredelten Ölbaums zu erblicken haben, zumal
da, wie wir gleich sehen werden, Palästina und Syrien höchst wahr-
scheinlich als Heimat der Ölbaumkultur zu betrachten sind.
Sollte es sich aber heraussteilen, daß die beiden dornlosen Wild-
formen Palästinas nur als Verwilderungen des zahmen Ölbaums
aufzufassen sind, so dürfen wir meiner Meinung nach unbedenk-
lich an der heutigen Vulgatansicht festhalten, daß der mediterrane
Oleaster die Stammform des veredelten Ölbaums ist.
Wenden wir uns jetzt der Frage nach der Heimat der Ölbaum-
kultur zu und nach den Wegen ihrer Ausbreitung im Altertum.

1 Dalman, a.a.O. IV 154.
 
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