III. Die orientalische Heimat der Ölbaumkultur
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in der Zeit der 19. Dynastie (1319—1085) belegt ist1. Der ägyp-
tische Name hat also, im Unterschied vom arabischen, die Grund-
bedeutung des Wortes beibehalten. Im Koptischen lebt ägyptisch
dt als djoit weiter mit der Aussprache [clzoit] und der Bedeutung
Olivenöl’. Aus dieser koptischen Namensform läßt sich für den
altägyptischen Namen dt — wenn ich als Nichtägyptologe eine
solche Vermutung wagen darf — im Hinblick auf das semitische
Etymon zait wohl eine Aussprache [dzait] aus älterem [dzait] er-
schließen. Der Übergang von ai zu oi ist ja auch in deutschen und
englischen Mundarten nicht selten. Daß der altägyptische Name
ein Lehnwort ist, unterliegt keinem Zweifel, da der Ölbaum, wie
wir sehen werden, in Ägypten nicht einheimisch ist.
Während somit das kanaanäisch-aramäische zait ins Ägyp-
tische wahrscheinlich als dzait Eingang fand, woraus sich später
dzait und, mit Verdumpfung des ersten Elements des Diphthongen
ai, im Koptischen dzoit entwickelte, ist das ai des semitischen
Namens bei seiner Weiterentwicklung innerhalb der semitischen
Sprachen umgekehrt in seinem ersten Element aufgehellt und dia-
lektisch vielfach über sei — ei zu e monophthongiert worden.
Neben dem oben erwähnten syrischen zaitä 'Ölbaum’, Olive’ steht
im Babylonisch-aramäischen und im späteren Syrisch zetä2 3. Ara-
bisch zaitün wurde in neuarabischen Dialekten über [zäeitün — zei-
tün] verschiedentlich zu zetün. So heißt in den arabischen Dialekten
von Syrien und Palästina das Olivenöl heute zetz, der Ölbaum und
die Olive zetün oder zetüne4. Doch haben sich im Arabischen neben
zetün in andern Dialekten bis in die neueste Zeit Formen mit diph-
thongischer Aussprache erhalten. Nemnich in seinem trefflichen,
heute leider vergessenen Polyglotten-Lexikon der Naturgeschickte
(1793; II 756) gibt als arabische Namen für den Ölbaum zasitun,
zejtun an, mit deutlicher Kennzeichnung der diphthongischen Aus-
sprache und mit as oder e als erstem Element des Diphthongen.
Aus dem Arabischen oder Aramäischen ist der semi-
tische Name in eine Reihe vorderasiatischer Sprachen
übernommen worden, teils noch mit dem Diphthongen, teils mit
1 Belege bei Ludwig Keimer, Die Gartenpflanzen im alten Ägypten I 143.
Hamburg-Berlin 1924.
2 Dalman, a.a.O. 163. 199.
3 Dalman, a.a.O. 235. 255.
4 L. Bauer, Lehrbuch zur praktischen Erlernung der arabischen Sprache,.
S. 266. 1897. Dalman, a.a.O. 154. 159. 196f.
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in der Zeit der 19. Dynastie (1319—1085) belegt ist1. Der ägyp-
tische Name hat also, im Unterschied vom arabischen, die Grund-
bedeutung des Wortes beibehalten. Im Koptischen lebt ägyptisch
dt als djoit weiter mit der Aussprache [clzoit] und der Bedeutung
Olivenöl’. Aus dieser koptischen Namensform läßt sich für den
altägyptischen Namen dt — wenn ich als Nichtägyptologe eine
solche Vermutung wagen darf — im Hinblick auf das semitische
Etymon zait wohl eine Aussprache [dzait] aus älterem [dzait] er-
schließen. Der Übergang von ai zu oi ist ja auch in deutschen und
englischen Mundarten nicht selten. Daß der altägyptische Name
ein Lehnwort ist, unterliegt keinem Zweifel, da der Ölbaum, wie
wir sehen werden, in Ägypten nicht einheimisch ist.
Während somit das kanaanäisch-aramäische zait ins Ägyp-
tische wahrscheinlich als dzait Eingang fand, woraus sich später
dzait und, mit Verdumpfung des ersten Elements des Diphthongen
ai, im Koptischen dzoit entwickelte, ist das ai des semitischen
Namens bei seiner Weiterentwicklung innerhalb der semitischen
Sprachen umgekehrt in seinem ersten Element aufgehellt und dia-
lektisch vielfach über sei — ei zu e monophthongiert worden.
Neben dem oben erwähnten syrischen zaitä 'Ölbaum’, Olive’ steht
im Babylonisch-aramäischen und im späteren Syrisch zetä2 3. Ara-
bisch zaitün wurde in neuarabischen Dialekten über [zäeitün — zei-
tün] verschiedentlich zu zetün. So heißt in den arabischen Dialekten
von Syrien und Palästina das Olivenöl heute zetz, der Ölbaum und
die Olive zetün oder zetüne4. Doch haben sich im Arabischen neben
zetün in andern Dialekten bis in die neueste Zeit Formen mit diph-
thongischer Aussprache erhalten. Nemnich in seinem trefflichen,
heute leider vergessenen Polyglotten-Lexikon der Naturgeschickte
(1793; II 756) gibt als arabische Namen für den Ölbaum zasitun,
zejtun an, mit deutlicher Kennzeichnung der diphthongischen Aus-
sprache und mit as oder e als erstem Element des Diphthongen.
Aus dem Arabischen oder Aramäischen ist der semi-
tische Name in eine Reihe vorderasiatischer Sprachen
übernommen worden, teils noch mit dem Diphthongen, teils mit
1 Belege bei Ludwig Keimer, Die Gartenpflanzen im alten Ägypten I 143.
Hamburg-Berlin 1924.
2 Dalman, a.a.O. 163. 199.
3 Dalman, a.a.O. 235. 255.
4 L. Bauer, Lehrbuch zur praktischen Erlernung der arabischen Sprache,.
S. 266. 1897. Dalman, a.a.O. 154. 159. 196f.