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Johannes Hoops:
tamien eingedrungen. Ölbäume folgen dem Lauf des Euphrat bis
Anah, nordwestlich von Bagdad, anderseits den Gebirgshängen über
Urfa bis gegen Mossul am Tigris. Die Umgegend von Mossul ist
heute in weiter Ausdehnung mit Olivenhainen bedeckt; aber das
Öl derselben wird vorzugsweise zur Seifenbereitung in Mossul ver-
wandt, während als Speiseöl auch heute noch Sesamöl vorgezogen
wird1.
Als Ursprungsland der Ölbaumkultur fällt Mesopotamien nach
dem Zeugnis Herodots jedenfalls außer Betracht. Dazu stimmt
auch, daß das Babylonisch-Assyrische, wenigstens in der älteren
Zeit, keinen Namen für die Olive kennt. In spätassyrischen Texten
wird ein Öl gebender Baum, sirdu oder sordu, erwähnt, der von
Sanherib in Assyrien eingeführt wurde; ob dieser etwas mit der
Olive zu tun hat, steht dahin2.
In Arabien fehlt heute der Ölbaum fast ganz, wie wir oben
(S. 16) sahen. Olive und Olivenöl spielen im Haushalt des Arabers
keine Bolle. Das muß schon im frühen Altertum so gewesen sein,
da ein alteinheimischer Name für den Ölbaum nicht vorhanden
war, das arabische zait '0Γ vielmehr aus dem Kanaanäischen oder
Aramäischen entlehnt ist (s. oben S. 24). In frühislamischer Zeit
allerdings muß nicht nur das Olivenöl, sondern auch der Oliven-
baum in Arabien schon bekannt gewesen sein; das beweist sein
arabischer Name zaitün, das beweist auch die 95. Sure des Koran,
die mit dem Schwur „Beim Feigenbaum und beim Olivenbaum
{zaitün) und beim Berge Sinai“ usw. beginnt. Aber für die Ent-
stehung der Ölbaumzucht kommt Arabien jedenfalls nicht in Frage.
4. Ägypten.
Ebensowenig kann Ägypten das Ursprungsland der Ölbaum-
kultur sein: erstens, weil der Oleaster hier nicht vorkommt3; zwei-
tens, weil der fette, schwere Boden des Nillands mit den regel-
mäßigen jährlichen Überschwemmungen der Entwicklung der
Früchte ebensowenig zuträglich ist wie in Mesopotamien4; und
drittens, weil ein alteinheimischer Name für den Ölbaum fehlt, der
ägyptische Name dt vielmehr ein Lehnwort aus dem Semitischen
ist5.
1 Fischer 67.
2 Vgl. Schräder b. Hehn 6 119 u. 8 122.
3 Fischer 10.
4 Fischer 19. 69. Vgl. auch oben S. 9f. u. 16.
5 S. oben S. 24f.
Johannes Hoops:
tamien eingedrungen. Ölbäume folgen dem Lauf des Euphrat bis
Anah, nordwestlich von Bagdad, anderseits den Gebirgshängen über
Urfa bis gegen Mossul am Tigris. Die Umgegend von Mossul ist
heute in weiter Ausdehnung mit Olivenhainen bedeckt; aber das
Öl derselben wird vorzugsweise zur Seifenbereitung in Mossul ver-
wandt, während als Speiseöl auch heute noch Sesamöl vorgezogen
wird1.
Als Ursprungsland der Ölbaumkultur fällt Mesopotamien nach
dem Zeugnis Herodots jedenfalls außer Betracht. Dazu stimmt
auch, daß das Babylonisch-Assyrische, wenigstens in der älteren
Zeit, keinen Namen für die Olive kennt. In spätassyrischen Texten
wird ein Öl gebender Baum, sirdu oder sordu, erwähnt, der von
Sanherib in Assyrien eingeführt wurde; ob dieser etwas mit der
Olive zu tun hat, steht dahin2.
In Arabien fehlt heute der Ölbaum fast ganz, wie wir oben
(S. 16) sahen. Olive und Olivenöl spielen im Haushalt des Arabers
keine Bolle. Das muß schon im frühen Altertum so gewesen sein,
da ein alteinheimischer Name für den Ölbaum nicht vorhanden
war, das arabische zait '0Γ vielmehr aus dem Kanaanäischen oder
Aramäischen entlehnt ist (s. oben S. 24). In frühislamischer Zeit
allerdings muß nicht nur das Olivenöl, sondern auch der Oliven-
baum in Arabien schon bekannt gewesen sein; das beweist sein
arabischer Name zaitün, das beweist auch die 95. Sure des Koran,
die mit dem Schwur „Beim Feigenbaum und beim Olivenbaum
{zaitün) und beim Berge Sinai“ usw. beginnt. Aber für die Ent-
stehung der Ölbaumzucht kommt Arabien jedenfalls nicht in Frage.
4. Ägypten.
Ebensowenig kann Ägypten das Ursprungsland der Ölbaum-
kultur sein: erstens, weil der Oleaster hier nicht vorkommt3; zwei-
tens, weil der fette, schwere Boden des Nillands mit den regel-
mäßigen jährlichen Überschwemmungen der Entwicklung der
Früchte ebensowenig zuträglich ist wie in Mesopotamien4; und
drittens, weil ein alteinheimischer Name für den Ölbaum fehlt, der
ägyptische Name dt vielmehr ein Lehnwort aus dem Semitischen
ist5.
1 Fischer 67.
2 Vgl. Schräder b. Hehn 6 119 u. 8 122.
3 Fischer 10.
4 Fischer 19. 69. Vgl. auch oben S. 9f. u. 16.
5 S. oben S. 24f.