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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0059
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IV. Gab es noch andere Ursprungsländer?

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wortete er mit der diätetischen Regel: ,,Innerlich Honig, äußerlich
Öl“1. Als das billigste und am leichtesten zu beschaffende Fett war
das Olivenöl in dieser Zeit auch als Speisefett und als Beleuchtungs-
mittel für die Lampe wichtig geworden. Es wurde ferner zuWund-
und Heilsalben in der Medizin und auch zur Massage am gesunden
und kranken Körper benutzt2. Von größter Bedeutung war das Öl
weiterhin im Kultus der Griechen: zur Salbung bei Geburt, Hoch-
zeit, Tod und Symposion, sowie zur Salbung beim Gottesdienst und
als Opfergabe3.
Der griechische Name des Ölbaums ist έλαιά, jon. έλαίη,
att. έλαά f. aus *έλαί/α. Dazu έ'λαιος m. 'wilder Ölbaum’ und ελαιον
n. '0Γ. Der etymologische Ursprung des Namens ist unbekannt4.
Versuche, ihn auf eine indogermanische Wurzel zurückzuführen,
sind gescheitert. Einen indogermanischen Namen des Ölbaums
konnte es nicht wohl geben, weil der Baum in der nördlichen Heimat
der Indogermanen nicht heimisch war. Auch die Etymologie eines
andern Namens des wilden Ölbaums, κότινος, ist dunkel5. Die Wahr-
scheinlichkeit scheint mir dafür zu sprechen, daß die Griechen, als
sie bei ihrem Vordringen in ihre historischen Wohnsitze den Öl-
baum kennen lernten, seinen Namen und wohl auch den des
Oleasters aus einer mediterranen Sprache übernommen
haben. Man könnte an Entlehnung aus dem Kretischen denken;
aber wir haben nur wenige minoische Sprachreste und kennen den
minoischen Namen des Ölbaums nicht.
Ein armenisches Wort für 'Öl5 ist iul: dem aber kein verwandter
Ausdruck für 'Ölbaum5 zur Seite steht. (Daneben stehen die unter-
einander verwandten Benennungen jef [dzet‘] für 'Öl5 und jiteni
für 'Ölbaum’6.) Aus dem Griechischen kann iui nicht entlehnt sein,
da es lautlich von ελαιον zu stark abweicht. Hübschmann7 läßt es

1 Diophanes in den Geopon. 15, 7, 6 und Athen. 2, S. 47. Hehn 6 116,
8 117.
2 Clotilde Mayer, a.a.O. 14f.
3 Eine ausführliche Darstellung des sakralen Gebrauchs des Olivenöls
bei den Griechen bietet Clotilde Mayer, a.a.O. 16—-71. Vgl. auch Acerbo,
La marcia storica delVolivo 203f.
4 Vgl. Schräder bei Hehn 6 119f., 8 121; Reallexikon sv. Olbaum’.
HübschmaNN, Annen. Gramm. I, S. 393f. Boisacq, Dict. Eiymol. de la Langue
Grecque 237.
5 Schräder, Reallexikon sv. Olbaum’. Boisacq, a.a.O. 502.
6 Vgl. oben S. 26.
7 Armenische Grammatik, S. 394, Leipzig 1897.
 
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