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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0064
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■64

Johannes Hoops:

widerte er: ,,intus mulso, foris oleo“, 'innerlich durch Wein mit
Honig, äußerlich durch Öl’1.
Als Speisefett wurde das Olivenöl vor allem statt der Butter
zum Kochen verwandt, vielleicht auch zum Brot getrunken, wie es
heute noch bei manchen Südvölkern gebräuchlich ist (s. oben S. 7).
Aber auch die Oliven selbst wurden gegessen; sie durften kaum
hei einer Mahlzeit fehlen und wurden sowohl frisch wie eingemacht
genossen.
Als Brennstoff für die Lampen wurde vornehmlich Olivenöl
gebraucht, wenn auch nicht die besseren Sorten.
Wichtig war ferner die Verwendung des Olivenöls zu medi-
zinischen Salben und zu sakralen Zwecken aller Art. Hier-
her gehört auch die letzte Ölung der christlichen Kirche als symbo-
lische Beinigung von allen Sünden, sowie später die feierliche Sal-
bung von Königen und Kaisern, die schon bei den alten Hebräern
zur Amtseinführung von Königen und Hohenpriestern üblich war.
Der Sinn dieser feierlichen Handlung ist, daß auf die mit dem hei-
ligen Salböl berührte Person der Charakter der Heiligkeit, der Gott-
angehörigkeit in besonderem Sinne übertragen werden soll; sie
wird dadurch gottbegnadet und tritt in den besonderen Schutz
Gottes, der eine Schädigung des Gesalbten als eine Schädigung
seiner selbst behandelt. Da die Salbung auf göttlichen Befehl ge-
schieht, kann Gott selbst als der Salbende gelten, und das dazu
verwendete Öl ist heilig als das Öl Gottes2.
Mit dem Ölbaum und Öl kamen seit dem 6. Jahrhundert v. Chr.
auch ihre griechischen Namen nach Italien. Die Lautgruppe el-
wurde im Lateinischen zu ol-, wenn das l velaren Charakter hatte:
aus gr. έλαί(Α)α 'Ölbaum5, ital. *elaivä wurde altlateinisch *0laiva,
mit Betonung der ersten Silbe nach dem prähistorischen Betonungs-
gesetz3 4. Das ai wurde dann zunächst zu ei, das weiter gegen Ende
des 3. Jahrhunderts v. Chr. zu geschlossenem e und seit etwa 150
v. Chr. zu l wurde, mit Betonung der langen Pänultima nach dem
späteren Pänultimagesetz: *olaiva — *0leiva — *oleva — ollvcfi.

1 Plinius, Nat. Hist. 22, 114.
2 Dalman, Arbeit u. Sitte in Palästina IV 266f.
3 Ferd. Sommer, Handbuch d. latein. Laut- u. Formenlehre, Heidelberg
1902, S. 76, 80, 96f.
4 F. Solmsen, Indogerm. Forsch. 5, 344f. (1895). P. Kretschmer, Ein-
leitung in die Geschichte d. Griech. Sprache, Göttingen 1896, S. 112f. Sommer,
a.a.O. 85f., 115, 99.
 
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