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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0066
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66

Johannes Hoops:

kurzem, betontem e. Diese Form ist im Lateinischen nicht belegt,,
muß aber im Vulgärlatein oder Provinziallatein vorhanden gewesen
sein, und man könnte sie vielleicht als eine Mischform aus dem
älteren *olevom und dem jüngeren *oUom (mit Ausfall des v vor o
und Verkürzung des e vor Vokal) erklären.
Wann und auf welchem Wege ist *olevom zu den Kelten in
Gallien und Britannien gelangt ? Diese Frage ist bisher nicht ge-
nügend bedacht und geklärt worden. Da das altlateinische *olevom
im klassischen Latein sein e vor o, u verloren hat und zu oleum
wurde, da anderseits in den Formen, wo das v erhalten blieb, wie
im Gen. Sgl. olevi, das e schon um 150 v. Chr. zu l wurde (s. oben
S. 64f.), kann der lateinische Name des Öls nicht erst zu Caesars
Zeit nach Gallien gekommen sein; die Entlehnung muß viel
früher stattgefunden haben. Ich glaube, daß hierbei die cisalpi-
nischen Gallier die Vermittler waren. Schon um 400 v. Chr.
waren die Kelten in Italien eingebrochen und hatten sich in Ober-
italien dauernd niedergelassen. Sie unterhielten aber mit den kelti-
schen Völkern nördlich der Alpen rege Verbindung. Transalpini-
sche Kelten z. B., die 238 zusammen mit den oberitalischen Bojern
gegen die Römer zu Felde gezogen waren, kehrten nach Mißlingen
des Feldzugs über die Alpen zurück. Nach Plinius (Nat. Hist. 12,
§ 5) und Livius (5, 33) sollen Öl und Wein und süße Früchte die
Lockmittel für die Gallier zu ihrem Einfall in Italien gewesen sein.
Wir gehen deshalb wohl nicht fehl mit der Annahme, daß der Name
des Öls von den cisalpinischen Galliern schon bald nach ihrer Nieder-
lassung in Oberitalien im 4. Jahrhundert aus dem Lateinischen ent-
lehnt worden ist, zu einer Zeit, wo das v von *olevom oder *oUvom
noch ausgesprochen wurde. Von den oberitalischen Galliern wird
der Name in der Form *olevom dann zusammen mit dem Öl ihren
transalpinischen Volksgenossen übermittelt worden sein.
Man könnte darauf hinweisen, daß der Ölbaum in Südfrank-
reich wahrscheinlich bereits durch die Griechen bald nach der Grün-
dung ihrer Kolonie Massalia (Marseille) um 600 v. Chr. eingebür-
gert wurde; und man könnte daran denken, daß der lateinische
Name des Öls sich nach der Begründung der römischen Provincia
Narbonensis, der Provence, von dort aus in Gallien verbreitet habe.
Aber die Einrichtung der römischen Provincia Narbonensis von 125
bis 118 v. Chr. ist reichlich spät für die altertümliche Namensform
*olevom, die den keltischen Benennungen des Öls zugrunde liegt.
Der altlateinische Name muß sich schon früher in Gallien einge-
 
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