68
Johannes Hoops:
Derselben Unterscheidung der Benennungen für Speiseöl und sakra-
les Öl, wennschon in etwas andrer Weise, werden wir gleich im
Spanischen begegnen (s. unten S. 69).
Durch die Römer kam die Ölbaumzucht auch nach Spanien,
wo das Öl von Corduba und der Landschaft Baetica nach dem
Zeugnis des Plinius und des Martial sowohl an Menge als auch an
Vortrefflichkeit bald mit dem besten italischen Öl wetteiferte1.
Auch Strabon2 sagt, Spanien sei reich an Ölbäumen; aus Turde-
tania (in Baetica) werde nicht nur viel, sondern auch das beste Öl
ausgeführt3. Die heutigen Namen des Ölbaums im Spanischen,
oheo, olU’a, und im Portugiesischen, oliveira, weisen noch auf den
lateinischen Ursprung hin.
In Nordaf rika, wo die Olivenkultur durch die Phöniker wohl
schon im 9. Jahrhundert v. Chr. eingeführt war (s. oben S. 60),
traten die Römer nach siegreicher Beendigung der Punischen Kriege
die Erbschaft der Punier an. In Tripolitanien zeugen noch heute
die Reste großer römischer Ölfabriken mit steinernen Ölpressen von
dem Umfang, in dem die Ölbaumzucht in römischer Zeit dort be-
trieben wurde4. Über den Versuch der Wiederherstellung einer Öl-
mühle aus der Römerzeit in Madaure im heutigen Algerien (dem
Madaura im alten Numidien) berichtet Marcel Christofle5 *.
Als dann im 7. Jahrhundert n. Chr. die Araber Nordafrika
eroberten und die dortige byzantinische Herrschaft stürzten, wurde
auch die Ölbaumzucht von ihnen übernommen. Mit den Erobe-
rungszügen der Araber verbreitete sich auch der arabische Name
des Ölbaums über Nordafrika bis nach Spanien und Portugal
hin. Die Araber in Algerien nennen den Ölbaum zitoun [zitün],
das Olivenöl zit, worin die jüngeren, monophthongierten arabischen
Formen zet, zetün nachklingen. Im Spanischen heißt das Öl aceite
[ape^te], die Olive aceituna, der Olivenbaum aceituno\ im Portu-
giesischen heißt das Öl azeite, die Olive azeituna; diese Namen
1 Hehn 6 114, 8 115f.
2 Geographica III 4, 16.
3 Geogr. III 2, 6 Εξάγεται δ’ έκ τής Τουρδητανίας . . . ελαιον ού πολύ μόνον,
αλλά και κάλλιστον.
4 Evans, Annual of the British School at Athens 7, 82 (1900—01): “the
remains of the great Roman oil fabrics of the Tripolitan district of North
Africa, of which stone press-beds and runnels accompanied by vats are a con-
stantly recurring feature.”
5 Marcel Christofle, Essai de restitution d’un moulin ä huile de Vepoque
romaine ä Madaure. Alger 1930, Jules Carbonei.
Johannes Hoops:
Derselben Unterscheidung der Benennungen für Speiseöl und sakra-
les Öl, wennschon in etwas andrer Weise, werden wir gleich im
Spanischen begegnen (s. unten S. 69).
Durch die Römer kam die Ölbaumzucht auch nach Spanien,
wo das Öl von Corduba und der Landschaft Baetica nach dem
Zeugnis des Plinius und des Martial sowohl an Menge als auch an
Vortrefflichkeit bald mit dem besten italischen Öl wetteiferte1.
Auch Strabon2 sagt, Spanien sei reich an Ölbäumen; aus Turde-
tania (in Baetica) werde nicht nur viel, sondern auch das beste Öl
ausgeführt3. Die heutigen Namen des Ölbaums im Spanischen,
oheo, olU’a, und im Portugiesischen, oliveira, weisen noch auf den
lateinischen Ursprung hin.
In Nordaf rika, wo die Olivenkultur durch die Phöniker wohl
schon im 9. Jahrhundert v. Chr. eingeführt war (s. oben S. 60),
traten die Römer nach siegreicher Beendigung der Punischen Kriege
die Erbschaft der Punier an. In Tripolitanien zeugen noch heute
die Reste großer römischer Ölfabriken mit steinernen Ölpressen von
dem Umfang, in dem die Ölbaumzucht in römischer Zeit dort be-
trieben wurde4. Über den Versuch der Wiederherstellung einer Öl-
mühle aus der Römerzeit in Madaure im heutigen Algerien (dem
Madaura im alten Numidien) berichtet Marcel Christofle5 *.
Als dann im 7. Jahrhundert n. Chr. die Araber Nordafrika
eroberten und die dortige byzantinische Herrschaft stürzten, wurde
auch die Ölbaumzucht von ihnen übernommen. Mit den Erobe-
rungszügen der Araber verbreitete sich auch der arabische Name
des Ölbaums über Nordafrika bis nach Spanien und Portugal
hin. Die Araber in Algerien nennen den Ölbaum zitoun [zitün],
das Olivenöl zit, worin die jüngeren, monophthongierten arabischen
Formen zet, zetün nachklingen. Im Spanischen heißt das Öl aceite
[ape^te], die Olive aceituna, der Olivenbaum aceituno\ im Portu-
giesischen heißt das Öl azeite, die Olive azeituna; diese Namen
1 Hehn 6 114, 8 115f.
2 Geographica III 4, 16.
3 Geogr. III 2, 6 Εξάγεται δ’ έκ τής Τουρδητανίας . . . ελαιον ού πολύ μόνον,
αλλά και κάλλιστον.
4 Evans, Annual of the British School at Athens 7, 82 (1900—01): “the
remains of the great Roman oil fabrics of the Tripolitan district of North
Africa, of which stone press-beds and runnels accompanied by vats are a con-
stantly recurring feature.”
5 Marcel Christofle, Essai de restitution d’un moulin ä huile de Vepoque
romaine ä Madaure. Alger 1930, Jules Carbonei.