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Johannes Hoops:
Die Seife war nicht, wie Plinius angibt1, eine gallische, sondern
eine germanische Erfindung; auch der Name ist germanischen
Ursprungs: urgerm. *saipö, *saipön, *saipjön, ahd. seifa, seiffa,
seipfa f., ae. säp, sclpe f. ;2 aus dem Germanischen ist entlehnt finn.
saippio. Die Seife wurde ursprünglich besonders als Haarbeize zur
Aufhellung dunklen Haars verwandt und war bei den Männern
beliebter als hei den Frauen3 4. Doch war sie frühzeitig auch schon
als Wasch- und Reinigungsmittel im Gebrauch, an Stelle und neben
der Lauge. Den klassischen Völkern war sie fremd; sie kam erst
etwa im zweiten nachchristlichen Jahrhundert durch gallische Ver-
mittlung nach Italien; auch der lateinische Name säpo stammt
aus dem germanischen *saipö, *saipöni; er wird erst seit dem
4. Jahrhundert häufiger.
Zur Beleuchtung der Wohnung genügte im allgemeinen
das Herdfeuer; außerdem wurden wohl Kienspäne und bei fest-
lichen Anlässen Fackeln aus Harzholz benutzt. Aber auch Leucht-
gefäße reichen in die altgermanische Zeit zurück. Sie haben einen
gemeingermanischen, häufig belegten, volkstümlichen Namen: ahd.
liohtfaz n., mhd. liehtvaz, liuhtevaz n., ae. leohtjset n. 'Lichtgefäß,
Lampe, Leuchte’, neben dem gleichbedeutenden ahd. liohtkar n.,
anord. Iföskar n.; nur das Gotische hat das Fremdwort lukarn aus
lat. lucerna f., das aber im Geschlecht an das neutrale got. kas
'Gefäß’ angeglichen wurde5; dazu ahd. and. kar n., anord. ker n.
'Gefäß’. Als Brennstoff in der Schale diente wohl geschmolzenes
Tierfett, Tran oder Harz. Öllampen gab es nicht6 *. Der Docht war
aus Binsen oder Werg gedreht. Sein westgermanischer Name ist:
ae. weoce f., ahd. wioh, wiohha, mhd. wieche, mnd. weke: mndl. wieke,
nndl. wiek.
1 Nat. Hist. 28, 51 „Gallorum hoc inventum rutilandis capillis“.
2 M. Heyne, Deutsche Hausaltertümer III 46f. Sudhoff in Hoops’
Reallexikon. Kluge-Götze, Et. Wb. 11 556f. W. Gramm, Körperpflege der
Angelsachsen (Anglist. Forsch. 86) 16, 23, lOlf.
3 Plinius, Nat. Hist. 28, 51 ,,apud Germanos maiore in usu viris quam
feminis“.
4 Walde, Lat. EWb.2 677.
5 Vgl.Feist, Vergl.Wb. d. got. Sprache^ 337. Der Genuswechsel vom latei-
nischen Femininum zum gotischen Neutrum erklärt sich nach Th. v. Grien-
eerger (Untersuchungen z. got. Wortkunde 153, Wien 1900) daraus, daß das
Wort zu einer Zeit entlehnt wurde, „wo das auslautende neutrale germ. a
aus idg. -om noch vorlag“.
6 Heyne, Dt. Haus alter tümer I 58—61, 123—28. Falk, Art. "Beleuch-
tung’ in Hoops’ Reallex.
Johannes Hoops:
Die Seife war nicht, wie Plinius angibt1, eine gallische, sondern
eine germanische Erfindung; auch der Name ist germanischen
Ursprungs: urgerm. *saipö, *saipön, *saipjön, ahd. seifa, seiffa,
seipfa f., ae. säp, sclpe f. ;2 aus dem Germanischen ist entlehnt finn.
saippio. Die Seife wurde ursprünglich besonders als Haarbeize zur
Aufhellung dunklen Haars verwandt und war bei den Männern
beliebter als hei den Frauen3 4. Doch war sie frühzeitig auch schon
als Wasch- und Reinigungsmittel im Gebrauch, an Stelle und neben
der Lauge. Den klassischen Völkern war sie fremd; sie kam erst
etwa im zweiten nachchristlichen Jahrhundert durch gallische Ver-
mittlung nach Italien; auch der lateinische Name säpo stammt
aus dem germanischen *saipö, *saipöni; er wird erst seit dem
4. Jahrhundert häufiger.
Zur Beleuchtung der Wohnung genügte im allgemeinen
das Herdfeuer; außerdem wurden wohl Kienspäne und bei fest-
lichen Anlässen Fackeln aus Harzholz benutzt. Aber auch Leucht-
gefäße reichen in die altgermanische Zeit zurück. Sie haben einen
gemeingermanischen, häufig belegten, volkstümlichen Namen: ahd.
liohtfaz n., mhd. liehtvaz, liuhtevaz n., ae. leohtjset n. 'Lichtgefäß,
Lampe, Leuchte’, neben dem gleichbedeutenden ahd. liohtkar n.,
anord. Iföskar n.; nur das Gotische hat das Fremdwort lukarn aus
lat. lucerna f., das aber im Geschlecht an das neutrale got. kas
'Gefäß’ angeglichen wurde5; dazu ahd. and. kar n., anord. ker n.
'Gefäß’. Als Brennstoff in der Schale diente wohl geschmolzenes
Tierfett, Tran oder Harz. Öllampen gab es nicht6 *. Der Docht war
aus Binsen oder Werg gedreht. Sein westgermanischer Name ist:
ae. weoce f., ahd. wioh, wiohha, mhd. wieche, mnd. weke: mndl. wieke,
nndl. wiek.
1 Nat. Hist. 28, 51 „Gallorum hoc inventum rutilandis capillis“.
2 M. Heyne, Deutsche Hausaltertümer III 46f. Sudhoff in Hoops’
Reallexikon. Kluge-Götze, Et. Wb. 11 556f. W. Gramm, Körperpflege der
Angelsachsen (Anglist. Forsch. 86) 16, 23, lOlf.
3 Plinius, Nat. Hist. 28, 51 ,,apud Germanos maiore in usu viris quam
feminis“.
4 Walde, Lat. EWb.2 677.
5 Vgl.Feist, Vergl.Wb. d. got. Sprache^ 337. Der Genuswechsel vom latei-
nischen Femininum zum gotischen Neutrum erklärt sich nach Th. v. Grien-
eerger (Untersuchungen z. got. Wortkunde 153, Wien 1900) daraus, daß das
Wort zu einer Zeit entlehnt wurde, „wo das auslautende neutrale germ. a
aus idg. -om noch vorlag“.
6 Heyne, Dt. Haus alter tümer I 58—61, 123—28. Falk, Art. "Beleuch-
tung’ in Hoops’ Reallex.