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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0072
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72

Johannes Hoops:

*olevon wurde; daraus sei ,,im Germanischen durchaus regelmäßig-
*olevo{n), jünger*alewo(ri), got.alew“ entstanden. F. Solm-
seil1 hält ,,Muchs Annahme in ihrem Kern für richtig“, macht aber
darauf aufmerksam, „daß das e der zweiten Silbe nicht erst im
Keltischen, sondern schon in lateinischen Lautverhältnissen be-
gründet ist“. Die Entlehnung durch die Kelten müsse spätestens
in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Ghr. stattgefunden
haben, wahrscheinlich aber in viel älterer Zeit. E. Zupitza2 weist
Much und Solmsen gegenüber darauf hin, daß nkymr. olew, nbret.
oleo(u) eine Grundform *olevo- nicht vertragen, daß sie ungezwun-
gen nur auf ein olevo- zurückgeführt werden können. „Im Galli-
schen wird das Öl aller Wahrscheinlichkeit *olevon geheißen, haben“.
Das aber könne nicht die Quelle von got. alew sein: „Weniger weil
dann got. e einem gall. e entspräche .... Aber das a von alew wäre
bei so später Entlehnung sehr auffällig“. Muchs Hypothese sei
nicht unmöglich, aber unsicher. E. Öhmann3 schließt sich Much
und Solmsen an, aber weist, unter Berufung auf Pedersen, darauf
hin, „daß lat. o in mehreren Fällen in lat. Lehnworten im Kelti-
schen a ergibt. Dieses macht es wahrscheinlich, daß got. alew in
nächster Linie auf ein kelt. *alewon < lat. *olewom bzw. *oleiwom
zurückgeht“. Aber die keltischen Namen des Öls: akymr. akorn.
abret. oleu weisen zweifellos auf eine Grundform *o/eeom, nicht
*alevom zurück (vgl. oben S. 65f.).
Die Annahme der genannten Forscher, daß got. alew eine frühe
Entlehnung aus dem Keltischen sei, womit sie alle offenbar das Gal-
lische meinen, ist geographisch völlig ausgeschlossen. Wie hätte
gall. *olevon oder *alevon mitÜberspringung aller deutschen Stämme
zu den Goten an der unteren Weichsel kommen sollen ? Man könnte
höchstens an eine frühe Entlehnung aus einem o st keltischen Dia-
lekt in Süddeutschland oder Böhmen denken. Aber dagegen spricht
— abgesehen davon, daß wir von diesen Dialekten sehr wenig wis-
sen — das oben erwähnte Bedenken, ob die Goten überhaupt schon
in ihrer Heimat einen so kostspieligen Handelsartikel wie das Oliven-
öl aus Südeuropa bezogen, ohne ein dringendes Bedürfnis dafür zu
haben.
Das Wahrscheinlichste ist doch wohl, daß die Goten bei ihrem
Vordringen nach dem Süden das Wort in einer dem altlatei-

1 Idg. Forsch. 5, 344f. (1895).
2 PBBeitr. 22, 574f. (1897).
3 Neuphil. Mitteil. 20, S. 19 (1919).
 
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