VI. Bekanntwerden der Germanen mit dem Öl
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bis in die erste Zeit nach der Ansiedlung der Angelsachsen in Bri-
tannien im 5. Jahrhundert gewirkt: der Name des britischen Königs,
der die Angelsachsen nach Britannien rief: Guorthigirnus bei Nen-
nius, gewöhnlich Vortigern genannt, erscheint bei Beda1 im latei-
nischen Text als Vurtigernus, in der altenglischen Übersetzung und
in der Sachsenchronik (a. 449) als Wyrtgeorn; neben ae. Scottas
steht das Adj. Scyttisc. Wäre lat. oleum (vglat. oliiim, oljum) als
volkstümliches Lehnwort schon auf dem Festlande oder in der
ersten Zeit nach der Niederlassung in Britannien ins Englische ein-
gedrungen, so würden wir über urengl. *uli oder *ulja im Alt-
englischen yle oder yll erwarten müssen.
Ae. eie kann also kein altes Lehnwort aus kontinentaler Zeit
sein, es kann auch noch nicht in der ersten Zeit nach der Eroberung
Britanniens im 5. Jahrhundert als volkstümliches Lehnwort auf-
genommen sein. Aber da es anderseits am Umlaut teilgenommen
hat, der etwa in der Zeit von 500—650 sich vollzog, so muß die
Aufnahme spätestens gegen Ende des 6. oder im Anfang des 7. Jahr-
hunderts erfolgt sein. Damit aber entfällt die Möglichkeit, daß es
sich bei eie überhaupt um ein volkstümliches Lehnwort handelt.
Es ist durchaus wahrscheinlich, daß die römischen Einwohner Bri-
tanniens bei der Ankunft der Angelsachsen Olivenöl gebrauchten.
Aber wäre das Öl damals ein so wichtiger Gebrauchsartikel des
täglichen Lebens gewesen, daß es auch das Interesse der germani-
schen Eroberer erregt hätte, so würden sie diese Kulturerrungen-
schaft sich sicher gleich angeeignet und damit den lateinischen
Namen desselben in der zu erwartenden volkstümlichen Form yle
oder yll übernommen haben, ebenso wie vglat. coclna — ae. cycene,
lat. mollna — ae. mylen. Es ist nicht einzusehen, weshalb sie das
lateinische Wort dann erst später in jüngerer Lautform aufgenom-
men haben sollten. Ae. eie ist offenbar kein volkstümliches, son-
dern ein gelehrtes, kirchliches Lehnwort, das dem Einfluß
des Christentums seinen Ursprung verdankt. Die Christianisierung
Englands wurde von Rom aus in der Zeit von 597—670 durch-
geführt; aber vor den römischen Missionaren waren schon irisch-
schottische im Lande tätig. In dieser Zeit der Christianisierung Eng-
lands, gegen Ende des 6. oder im Anfang des 7. Jahrhunderts, wird
mit zahlreichen andern kirchlichen Ausdrücken wohl auch lat.
oleum, kirchenlat. *olium als *oh', umgelautet osle, eie ins Alteng-
lische ein.gedrungen sein. In ähnlicher Weise haben auch lat. glös-
1 Hist. Eccl. 1, 14; 2, 5.
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bis in die erste Zeit nach der Ansiedlung der Angelsachsen in Bri-
tannien im 5. Jahrhundert gewirkt: der Name des britischen Königs,
der die Angelsachsen nach Britannien rief: Guorthigirnus bei Nen-
nius, gewöhnlich Vortigern genannt, erscheint bei Beda1 im latei-
nischen Text als Vurtigernus, in der altenglischen Übersetzung und
in der Sachsenchronik (a. 449) als Wyrtgeorn; neben ae. Scottas
steht das Adj. Scyttisc. Wäre lat. oleum (vglat. oliiim, oljum) als
volkstümliches Lehnwort schon auf dem Festlande oder in der
ersten Zeit nach der Niederlassung in Britannien ins Englische ein-
gedrungen, so würden wir über urengl. *uli oder *ulja im Alt-
englischen yle oder yll erwarten müssen.
Ae. eie kann also kein altes Lehnwort aus kontinentaler Zeit
sein, es kann auch noch nicht in der ersten Zeit nach der Eroberung
Britanniens im 5. Jahrhundert als volkstümliches Lehnwort auf-
genommen sein. Aber da es anderseits am Umlaut teilgenommen
hat, der etwa in der Zeit von 500—650 sich vollzog, so muß die
Aufnahme spätestens gegen Ende des 6. oder im Anfang des 7. Jahr-
hunderts erfolgt sein. Damit aber entfällt die Möglichkeit, daß es
sich bei eie überhaupt um ein volkstümliches Lehnwort handelt.
Es ist durchaus wahrscheinlich, daß die römischen Einwohner Bri-
tanniens bei der Ankunft der Angelsachsen Olivenöl gebrauchten.
Aber wäre das Öl damals ein so wichtiger Gebrauchsartikel des
täglichen Lebens gewesen, daß es auch das Interesse der germani-
schen Eroberer erregt hätte, so würden sie diese Kulturerrungen-
schaft sich sicher gleich angeeignet und damit den lateinischen
Namen desselben in der zu erwartenden volkstümlichen Form yle
oder yll übernommen haben, ebenso wie vglat. coclna — ae. cycene,
lat. mollna — ae. mylen. Es ist nicht einzusehen, weshalb sie das
lateinische Wort dann erst später in jüngerer Lautform aufgenom-
men haben sollten. Ae. eie ist offenbar kein volkstümliches, son-
dern ein gelehrtes, kirchliches Lehnwort, das dem Einfluß
des Christentums seinen Ursprung verdankt. Die Christianisierung
Englands wurde von Rom aus in der Zeit von 597—670 durch-
geführt; aber vor den römischen Missionaren waren schon irisch-
schottische im Lande tätig. In dieser Zeit der Christianisierung Eng-
lands, gegen Ende des 6. oder im Anfang des 7. Jahrhunderts, wird
mit zahlreichen andern kirchlichen Ausdrücken wohl auch lat.
oleum, kirchenlat. *olium als *oh', umgelautet osle, eie ins Alteng-
lische ein.gedrungen sein. In ähnlicher Weise haben auch lat. glös-
1 Hist. Eccl. 1, 14; 2, 5.