VII. Der Ölbaum in Altengland
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an die Möglichkeit gedacht, daß die Zisterzienser in Oliva den Ver-
such gemacht haben könnten, Oliven anzupflanzen, und daß der
Name daher rühre. Rikli1 bemerkt hierzu: ,,In der Literatur konnte
ich keine Angaben über einstige Ölbaumkultur finden; immerhin
bleibt die Möglichkeit offen, daß in diesem milden, regenarmen Ge-
biet von den Mönchen Anbauversuche mit dem Ölbaum gemacht
worden sind. Die jährliche Regenhöhe dieses Gebiets hegt zwischen
500 und 600 cm, entspricht also etwa derjenigen des trockenen
Wallis zwischen Sitten und Siders, doch ist der Winter strenger
(Mittel —1° G) und was wohl entscheidender ist, der Sommer kühler
(Julimittel 17,8° C)“. Ortsnamen wie Punta del Olivo, Vorgebirge
in Asturien bei Gijon, Oliveira in Portugal, südöstlich Porto, Oliveri
an der Nordostküste Siziliens, Col des Oliviers und Les Oliviers in
Algerien u. a.2 verdanken ihren Ursprung sicher der Anpflanzung
von Ölbäumen in der betreffenden Gegend. Inwieweit das für Oliva
bei Danzig in Frage kommen kann, muß dahingestellt bleiben.
In England gab es zur Zeit des Tacitus weder Weinbau noch
Olivenkultur. ,,Solum, praeter oleam vitemque et cetera calidioribus
terris oriri sueta, patiens frugum, fecundum“, sagt er vom Boden
Britanniens:3 'Der Boden ist, abgesehen vom Ölbaum und Wein-
stock und den übrigen an wärmere Länder gewöhnten Pflanzen,
für Feldfrüchte geeignet und ertragreich’. Das schließt aber natür-
lich nicht aus, daß in späterer römischer oder in christlicher Zeit
doch Versuche mit dem Anbau des Weinstocks und Ölbaums unter-
nommen wurden.
Daß die Weinrebe in christlicher Zeit in vielen Gegenden
Englands, besonders bei Klöstern, gebaut wurde, ist bekannt. Der
Weinbau war früher sogar verbreiteter als jetzt. Beda4 im 8. Jahr-
hundert bezeugt, daß es in einigen Gegenden Englands Weingärten
gebe (,,Vineas etiam quibusdam in locis germinans“), und auch
Irland habe keinen Mangel an Weingärten (,,nec vinearum expers“).
In der Sachsenchronik wird unter dem Jahr 1137 von Abt Martin
von Peterborough in Northampton gesagt, daß er Weingärten
pflanzte (plantede wuiiserd). William von Malmesbury im 12. Jahr-
hundert berichtet, daß das Tal von Gloucester besonders reich an
gutem Wein sei; sein Zeitgenosse Henry von Huntingdon gibt dem
1 a.a.O. 57.
2 Rikli, a.a.O. 56.
3 Agricoia 12.
4 Hist. Eccl. I 1.
6 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1942/43. 3. Abh.
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an die Möglichkeit gedacht, daß die Zisterzienser in Oliva den Ver-
such gemacht haben könnten, Oliven anzupflanzen, und daß der
Name daher rühre. Rikli1 bemerkt hierzu: ,,In der Literatur konnte
ich keine Angaben über einstige Ölbaumkultur finden; immerhin
bleibt die Möglichkeit offen, daß in diesem milden, regenarmen Ge-
biet von den Mönchen Anbauversuche mit dem Ölbaum gemacht
worden sind. Die jährliche Regenhöhe dieses Gebiets hegt zwischen
500 und 600 cm, entspricht also etwa derjenigen des trockenen
Wallis zwischen Sitten und Siders, doch ist der Winter strenger
(Mittel —1° G) und was wohl entscheidender ist, der Sommer kühler
(Julimittel 17,8° C)“. Ortsnamen wie Punta del Olivo, Vorgebirge
in Asturien bei Gijon, Oliveira in Portugal, südöstlich Porto, Oliveri
an der Nordostküste Siziliens, Col des Oliviers und Les Oliviers in
Algerien u. a.2 verdanken ihren Ursprung sicher der Anpflanzung
von Ölbäumen in der betreffenden Gegend. Inwieweit das für Oliva
bei Danzig in Frage kommen kann, muß dahingestellt bleiben.
In England gab es zur Zeit des Tacitus weder Weinbau noch
Olivenkultur. ,,Solum, praeter oleam vitemque et cetera calidioribus
terris oriri sueta, patiens frugum, fecundum“, sagt er vom Boden
Britanniens:3 'Der Boden ist, abgesehen vom Ölbaum und Wein-
stock und den übrigen an wärmere Länder gewöhnten Pflanzen,
für Feldfrüchte geeignet und ertragreich’. Das schließt aber natür-
lich nicht aus, daß in späterer römischer oder in christlicher Zeit
doch Versuche mit dem Anbau des Weinstocks und Ölbaums unter-
nommen wurden.
Daß die Weinrebe in christlicher Zeit in vielen Gegenden
Englands, besonders bei Klöstern, gebaut wurde, ist bekannt. Der
Weinbau war früher sogar verbreiteter als jetzt. Beda4 im 8. Jahr-
hundert bezeugt, daß es in einigen Gegenden Englands Weingärten
gebe (,,Vineas etiam quibusdam in locis germinans“), und auch
Irland habe keinen Mangel an Weingärten (,,nec vinearum expers“).
In der Sachsenchronik wird unter dem Jahr 1137 von Abt Martin
von Peterborough in Northampton gesagt, daß er Weingärten
pflanzte (plantede wuiiserd). William von Malmesbury im 12. Jahr-
hundert berichtet, daß das Tal von Gloucester besonders reich an
gutem Wein sei; sein Zeitgenosse Henry von Huntingdon gibt dem
1 a.a.O. 57.
2 Rikli, a.a.O. 56.
3 Agricoia 12.
4 Hist. Eccl. I 1.
6 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1942/43. 3. Abh.