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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0084
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Johannes Hoops:

L.) hinweisen; aber die verdankt ihren Namen nur der Ähnlich-
keit ihrer silbergrauen Blätter und ihrer Früchte mit denen des
Ölbaums (Olea europaea); ihre Früchte liefern kein Öl. Zudem ist
die Ölweide ein südeuropäischer Baum, der weder in England noch
in Nord- und Mitteldeutschland einheimisch ist; sie wird dort nur
in neuerer Zeit wegen ihres silbergrauen Laubs und ihrer süß duf-
tenden kleinen gelben Blüten vielfach als Zierstrauch angepflanzt.
Den Angelsachsen war sie unbekannt. Der deutsche Name 'Öl-
weide’ ist lediglich eine gelehrte Übersetzung von Elaeagnus, einem
neulateinischen botanischen Namen nach gr. έλαίαγνος, aus ελαία
'Ölbaum’ + αγνός 'weidenartiger Baum’. Ein volkstümlicher eng-
lischer Name für die Ölweide existiert nicht; Britten und Holland
in ihrem Dictionary of English Plant-names führen Elaeagnus an-
gustifolia überhaupt nicht an.
Mit ae. elebeam kann nur der wirkliche Ölbaum, Olea europaea,
gemeint sein· Wenn noch irgend ein Zweifel an der Identität des
ae. elebeam mit dem Olivenbaum möglich wäre, so wird er durch
die folgenden Glossen beseitigt, in denen lat. olea oder oliva mit
ae. elebeam übersetzt oder lat. oleaster als 'unfruchtbarer Ölbaum’
bezeichnet wird: Wright-Wülker, Anglo-Saxon and Old English
Vocabularies 128, 8 olea uel oliua: elebeam; 138, 32 olea, oliua:
elebeam,; 138, 34 oleaster: unwsestmbaere elebeam 'unfruchtbarer Öl-
baum’; 270, 2 oliua: elebeam; 325, 1 olea uel oliua: elebeam; 460,
26 oliua: elebeam. — Zum Überfluß finden wir bei Theobald Fischer
in seiner Abhandlung über den Ölbaum (S. 20) die Mitteilung, daß
,,es gelungen ist, an geschützten Stellen der Küste des südwest-
lichen England, in Devonshire, ebenso bei Brest und Dublin, Öl-
bäume im Freien zu ziehen“, allerdings ohne sie zur Blüte zu
bringen.
Es kann danach nicht zweifelhaft sein, daß wir in den obigen
sechs Urkundenstellen aus der Zeit von 824—956 Zeugnisse für
den Versuch haben, den südeuropäischen Ölbaum in Eng-
land einzubürgern. Es ist gewiß kein Zufall, daß es sich in allen
den genannten Fällen um Örtlichkeiten in Südengland han-
delt, dessen mildes Klima am ehesten zu solchen Anbauversuchen
herausforderte. Die Weinrebe gedieh ja, wie wir oben gesehen
haben, noch viel weiter nördlich, in Peterborough. Sehr bezeich-
nend ist auch, daß in einem der Belege von dam ealdan elebeame
'dem alten Ölbaum’ und in einem andern von einem elebeam-styb
'Ölbaumstumpf die Rede ist; dieser Ölbaumstumpf wird sieben
 
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