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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0086
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86

Johannes Hoops:

manen die Butter. In dieser Hinsicht ist eine Äußerung des eng-
lischen Abtes ZElfric bemerkenswert, der in einer etwa 990-91 ver-
faßten Predigt über den Hl. Benedikt von den Italienern sagt:
“Hi dicgad on dam earde eie on heora bigleofum, swa swa we dod
buteran”, 'Die Leute in diesem Lande [Italien] nehmen Öl zu ihren
Speisen, so wie wir Butter’1. Und so ist es im wesentlichen ja bis
heute geblieben: im Süden herrscht das Öl, im Norden die Butter.
Posidonius berichtet2, daß die Gallier den ungewohnten Geschmack
des Öls an den Speisen nicht liebten. Ähnlich wird es bei den alten
Germanen gewesen sein. Und auch heute noch können sich die
Nordeuropäer an die südländische Verwendung des Öls bei der Zu-
bereitung der Speisen nur schwer gewöhnen3.
Außer der Butter dienten, wie schon in altgermanischer Zeit
(s. oben S. 69), auch die andern tierischen Fette: Speck,
Schmalz, Nierenfett, Knochenmark, Tran, als Speisefette. Das
reichte ja vollkommen aus zur Deckung des Fettbedarfs und machte
das Olivenöl entbehrlich.
Ob dasselbe im Mittelalter in den nördlichen Ländern schon
als Haar öl verwandt wurde, wissen wir nicht. Zum Salben des
ganzen Körpers ist es im Norden wohl nie benutzt worden. Auch
die Griechen und Italiker haben diese Sitte erst bei ihrem Vor-
dringen in die Mittelmeerländer kennen gelernt und angenommen4.
Als Mittel zur Körperpflege und zur körperlichen Peinigung diente
den Nordvölkern, im Mittelalter nach wie vor außer der Lauge die
einheimische Seife (s. oben S. 70).
Eine Verwendung des feuern Olivenöls als Brennstoff für
die Lampe kam im Mittelalter im Norden nicht in Frage; aber
auch Öl aus einheimischen Ölpflanzen gab es im frühen Mittelalter
noch nicht. Es ist bezeichnend, daß der Heliand um 830, wie
Heyne5 bemerkt, „die Parabel von den zehn klugen und törichten
Jungfrauen (Matth. 25, 1—13) seinen deutschen Lesern gar nicht,
Otfrid um 868 sie in sechs Verszeilen ohne allen Bezug auf das Öl
der Lampen gibt: die Speisung einer Hauslampe mit Öl muß für
die Zeit als eine unerhörte Verschwendung erscheinen“. Noch im

1 JElfrics Homilies ed. Thorpe II 178, 17.
2 Bei Athenaeus 4, 36a, ed. Kaibel I S. 344, 5.
3 Vgl. hierzu auch Y. Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere 6 104, 8 105f.
4 Vgl. Clotilde Mayer, Das Öl im Kultus der Griechen. Heidelberger
Dissertation 1917, S. 5f.
5 Fünf Bücher deutscher Hausaltertümer I 125.
 
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