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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1952, 4. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1952

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https://doi.org/10.11588/diglit.42315#0049
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Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab

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Jesu geöffnet und der Leib selbst daraus verschwunden ist. Yon
Seite der Christen gibt es hier nur das Bekenntnis zur Auferstehung,
das sich auf die nachfolgenden Erscheinungen beruft, von Seite
der Juden eine Reihe von tendenziösen Berichten, die sich mit an-
deren Erklärungen dagegen stellen, jedoch nirgends den Eindruck
machen, auf positive Beobachtungen und wirkliche, alte Nachrich-
ten zurückzugehen. Die Angelegenheit bleibt also, historisch be-
trachtet, dunkel. Dies heißt selbstverständlich nicht, daß sie nur
mit einem „Wunder“ erklärt werden könnte. Man kann, wie ge-
sagt, an eine nachträgliche Umbettung, an Leichenraub (nur nicht
gerade durch die Jünger!), an ein böswilliges Vorgehen der Jesus-
Gegner oder an irgendeinen, beliebigen Zufall denken — die Phan-
tasie hat hier, bei dem völligen Fehlen brauchbarer Nachrichten,
ein ebenso weites wie unfruchtbares Feld. Wer anstatt dessen die
leibliche Auferstehung annehmen möchte, verläßt den Bereich des
analogisch Verständlichen und damit den Bereich jeder mit histo-
rischen Mitteln durchführbaren Diskussion. Doch wird dies den,
der an Jesu leibliche Auferstehung glaubt, nicht schrecken. Da es
sich hierbei in der Tat um ein in jedem Sinne einzigartiges Ereignis
handeln soll, mit dem der neue „Äon“ beginnt und an dem die alte
Welt mit ihren Gesetzen darum wirklich endet, erscheint die natür-
liche Unmöglichkeit, etwas derartiges als „wahrscheinlich“ anzu-
nehmen, vielmehr geradezu notwendig und sozusagen „natürlich“.
Schwierig ist die Lage nur für den, der den Auferstehungsglauben
ernst nehmen möchte, die leibliche Auferstehung jedoch für entbehr-
lich oder gar für unannehmbar hält. Ihm bleibt nur der mehr als
peinliche Ausweg, in dem Bekenntnis zum Auferstandenen den
alten Christen, in dem aber, was dies Bekenntnis hervorgerufen hat,
vielmehr den Juden zu folgen.

IV
Eine weitere, systematisch-theologische Prüfung dieses Pro-
blems gehört nicht in den Umkreis der vorliegenden Untersuchung.
Doch sei es zum Schluß gestattet, noch kurz die Frage zu streifen,
in welchem Sinne die hier gewonnenen historischen Ergebnisse
als solche einer grundsätzlichen Beachtung überhaupt wert sein mö-
gen. Es versteht sich von selbst, daß man die trockenen geschicht-
lichen Daten, die wir ermitteln konnten, keinesfalls als eine zurei-
chende Wiedergabe dessen auffassen kann, was die urchristliche
Osterbotschaft einst ihrem Sinne und Gehalt nach gewesen ist.
4 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1952. 4. Abh.
 
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