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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1968, 3. Abhandlung): Ciceros Gebetshymnus an die Philosophie Tusculanen V 5: vorgetragen am 16. Dez. 1967 — Heidelberg, 1968

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https://doi.org/10.11588/diglit.44216#0013
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1.

Die Erforschung von Ciceros lobpreisendem Gebet an die Philo-
sophie ist durch grundlegende Arbeiten von Otto Weinreich1 und
Wolfgang Schmid2 in Gang gekommen, aber noch keineswegs ab-
geschlossen. So blieb auch die Frage nach dem religiösen Charakter
des eigenartigen Dokuments umstritten3; und gerade sie bedarf wie
es scheint zu ihrer Klärung noch der Erledigung wichtiger Teilpro-
bleme.
Cicero hat die im Sommer 45 begonnenen Tusculanen wohl im
Frühherbst mit dem 5. Buch abgeschlossen. Er stand damals ganz
unter dem Eindruck beklemmender Erlebnisse: Zerwürfnisse mit dem
Bruder, dem Sohn, dem Schwiegersohn, seiner von ihm nach mehr
1 0. Weinreich, Ciceros Gebet [sic!] an die Philosophie. In: ARW 21, 1922,
S. 504-506 (im folgenden zitiert als 0. Weinreich 1922). - Derselbe, Ciceros
Hymnus [sic!] an die Philosophie und ein Psalmenvers. Das Gebet [sic!] aus
den Tusculanen. In: Die Brücke zur Welt. Sonntagsbeilage zur Stuttgarter Zei-
tung v. 6. 12. 1958 (im folgenden zitiert als 0. Weinreich 1958).
2 Wolfg. Schmid, Ein Tag und der Aion. Betrachtungen zu Ciceros Doxologie
[sic!] der Philosophia. In: Wort und Text. Festschrift für Fritz Schalk, 1963,
S. 14-33. Vgl. a. unt. S. 11b, Anm. 13.
3 0. Weinreich 1922, S. 506: „sein Ethos . . . überraschend warme, ganz persön-
liche Überzeugtheit und innere Beteiligung eines Mannes, dem die Philosophie
wirklich Trost in gehäuftem Leid gewesen war“. Ähnlich 0. Weinreich 1958;
da ist vom „Gebet an die Trösterin Philosophie“ die Rede und von dem Ge-
dankengut, dem „die eigenen schweren Schicksale Ciceros merklichen Tiefgang“
geben. Schon Th. Zielinski (Cic. im Wandel der Jahrhunderte, 21908, S. 106.
31912, S. 87) hatte das 5. Tusculanenbuch als „die Eroica der römischen Philo-
sophie“ bezeichnet, während 0. Gigon, Μ. T. Cicero, Gespräche in Tusculum,
1951, S. 461 selbst die Benennung unseres Stückes als „Hymnus auf [sic!] die
Philosophie“ als „etwas übertrieben vielleicht“ in Frage stellt. K. Büchner
(Μ. T. Cic., Gespräche in Tusculum, 31966, S. L f., vgl. schon 21952, S. 273) meint
noch gewundener von Cicero, „die Abhängigkeit von Gott und das Gebet will
sein stolzer, so oft gedemütigter Sinn nicht gelten lassen“; er schließt aber seine
Betrachtung dann doch mit den Worten „Man versteht, daß das Proömium dieses
Buches zu einem Gebet an die Philosophie wird“. Wolfg. Schmid schließlich
a. 0. 32 hält dafür, daß „mit Weinreich von wirklich empfundener Frömmigkeit
zu reden kaum ratsam ist“, betont aber gleichwohl „die Nähe zu den Form-
elementen der religiösen Rede“, indem Cicero „seine Schutzherrin Philosophia
so anredet wie es die pietas mit der Gottheit hält“. Also eine bloß rhetorische
Einkleidung? Das Problem verlangt in der Tat nach einer neuen Untersuchung.
 
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