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Hildebrecht Hommel
solchen also sieht sich Cicero in diesem Prosalied, und das paßt be-
sonders gut zu seiner eingangs geschilderten verzweifelten Situation.
Die Dreigliederung dieser Supplicatio ist so prägnant, daß man
zunächst an festgefügte überlieferte Form denkt, besonders wenn
man von dem ganz persönlich gefärbten Einsprengsel des dritten
Glieds absieht (ut antea magna ex parte, sic nunc penitus totosque')
und damit die unten S. 11b unter B 1-3 ausgehobene Kurzfassung in
den Blick nimmt. Es ist mir aber bisher nicht gelungen, eine solche
Tradition zu ermitteln, und man wird wohl (wozu 0. Weinreich all-
gemein neigt) dem großen Rhetor die Konzeption und stilistische
Präzisierung des eindringlichen Dreischrittgebildes zuschreiben dür-
fen. Freilich hat er sich dabei ganz eng an das schlichte Vokabular
gehalten, das sich aus der Ursituation des am Heiligtum der ange-
rufenen Gottheit Schutz Suchenden beinahe notwendig ergibt. Und
so darf es nicht verwundern, daß die gleichen Elemente — wenn auch
nicht in so vollendeter Vereinigung — da und dort, hervorgerufen
durch ähnliche Voraussetzungen, immer wieder begegnen. Wir tra-
gen einiges davon zusammen und bedienen uns dabei zum Hinweis
auf das jeweils Vergleichbare der Ziffern der 3 Teile des Gebets
(1 = ad te confugimus, 2 = a te opem petimus12, 3 = tibi nos tradi-
mus13), wozu als Ziffer 4 die Erwähnung der Notlage treten mag,
aus der Zuflucht und Errettung gesucht wird, und wie sie bei Cicero
schon vorher außerhalb des Hymnus und Gebets eindringlich und
eindeutig geschildert war (§ 3 u. 5. Anfg., s. dazu ob. S. 10).
Wir beginnen mit den griechischen Zeugnissen. Am Anfang soll
ein Beleg stehen, wo ebenfalls bei der Philosophie Schutz gesucht
wird, eine Stelle, die zudem verdächtig sein muß, dem Cicero als
unmittelbare Anregung zu seinem Hymnus gedient zu haben:
4 Platon, Theait. 168 A äff.14 αυτούς δέ μισήσουσι καί φεύξονται άφ’
1 εαυτών εις φιλοσοφίαν, ιν’ άλλοι γενόμενοι άπαλλαγώσι των ο'ί πρότεροι
gels Rhetores Graeci III 1856, S. 329 ff.) bei sonst gründlicher Behandlung der
verschiedenen Arten von Götterhymnen (a. 0. 331-344) dieses Genos bei-
seiteläßt.
12 Von dem verwandten fer opem hat H. Kleinknecht, Gebetsparodie 1937, 191
einige Beispiele gesammelt.
13 Daß das in diesem Zusammenhang zunächst heißen muß 'ich begebe mich in
deinen Schutz’ und nicht primär oder ausschließlich gemeint sein kann als 'ich
weihe mich dir zu deinem Dienst’, wird aus einigen der Parallelen hervorgehen.
Insofern ist die von 0. Gigon gebotene Übersetzung „dir vertrauen wir uns an“
derjenigen von O. Weinreich und K. Büchner „dir ergeben wir uns“ entschie-
den vorzuziehen.
Hildebrecht Hommel
solchen also sieht sich Cicero in diesem Prosalied, und das paßt be-
sonders gut zu seiner eingangs geschilderten verzweifelten Situation.
Die Dreigliederung dieser Supplicatio ist so prägnant, daß man
zunächst an festgefügte überlieferte Form denkt, besonders wenn
man von dem ganz persönlich gefärbten Einsprengsel des dritten
Glieds absieht (ut antea magna ex parte, sic nunc penitus totosque')
und damit die unten S. 11b unter B 1-3 ausgehobene Kurzfassung in
den Blick nimmt. Es ist mir aber bisher nicht gelungen, eine solche
Tradition zu ermitteln, und man wird wohl (wozu 0. Weinreich all-
gemein neigt) dem großen Rhetor die Konzeption und stilistische
Präzisierung des eindringlichen Dreischrittgebildes zuschreiben dür-
fen. Freilich hat er sich dabei ganz eng an das schlichte Vokabular
gehalten, das sich aus der Ursituation des am Heiligtum der ange-
rufenen Gottheit Schutz Suchenden beinahe notwendig ergibt. Und
so darf es nicht verwundern, daß die gleichen Elemente — wenn auch
nicht in so vollendeter Vereinigung — da und dort, hervorgerufen
durch ähnliche Voraussetzungen, immer wieder begegnen. Wir tra-
gen einiges davon zusammen und bedienen uns dabei zum Hinweis
auf das jeweils Vergleichbare der Ziffern der 3 Teile des Gebets
(1 = ad te confugimus, 2 = a te opem petimus12, 3 = tibi nos tradi-
mus13), wozu als Ziffer 4 die Erwähnung der Notlage treten mag,
aus der Zuflucht und Errettung gesucht wird, und wie sie bei Cicero
schon vorher außerhalb des Hymnus und Gebets eindringlich und
eindeutig geschildert war (§ 3 u. 5. Anfg., s. dazu ob. S. 10).
Wir beginnen mit den griechischen Zeugnissen. Am Anfang soll
ein Beleg stehen, wo ebenfalls bei der Philosophie Schutz gesucht
wird, eine Stelle, die zudem verdächtig sein muß, dem Cicero als
unmittelbare Anregung zu seinem Hymnus gedient zu haben:
4 Platon, Theait. 168 A äff.14 αυτούς δέ μισήσουσι καί φεύξονται άφ’
1 εαυτών εις φιλοσοφίαν, ιν’ άλλοι γενόμενοι άπαλλαγώσι των ο'ί πρότεροι
gels Rhetores Graeci III 1856, S. 329 ff.) bei sonst gründlicher Behandlung der
verschiedenen Arten von Götterhymnen (a. 0. 331-344) dieses Genos bei-
seiteläßt.
12 Von dem verwandten fer opem hat H. Kleinknecht, Gebetsparodie 1937, 191
einige Beispiele gesammelt.
13 Daß das in diesem Zusammenhang zunächst heißen muß 'ich begebe mich in
deinen Schutz’ und nicht primär oder ausschließlich gemeint sein kann als 'ich
weihe mich dir zu deinem Dienst’, wird aus einigen der Parallelen hervorgehen.
Insofern ist die von 0. Gigon gebotene Übersetzung „dir vertrauen wir uns an“
derjenigen von O. Weinreich und K. Büchner „dir ergeben wir uns“ entschie-
den vorzuziehen.