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Hildebrecht Hommel
Zuvor jedoch soll nocheinmal rückschauend kurz der Aufbau des
ganzen Hymnus in den Blick genommen werden. Von der Epiklese,
dem Prooimion (I) abgesehen, umschließen das Gebet (B 1—3) zwei
in sich wieder in je zwei Abschnitte gegliederte Teile A und C, die
als Thesis oder Quaestio generalis (A) und als Hypothesis, Causa
oder Quaestio specialis (C - als Enthymema gebildet) sich zur Argu-
mentatio zusammenfügen und dem ganzen Hymnus seinen eigen-
artig rhetorischen Charakter geben. Die in Normalstellung den Teil
A einleitende Propositio (A 1), die vorausweisend auch bereits die
Propositio für das Enthymema C enthält, wie wir sahen26, sie ist in
die Form einer rhetorischen Frage gekleidet - ein Stilmittel, das sich
in C 2 wiederholt. Der formale Grund für diese Responsion27 darf
wohl darin erblickt werden, daß auf diese Weise ein Chiasmus nicht
nur, sondern eine spiegelbildliche Entsprechung der Bauteile von II
entsteht:
wie sie sich auch sonst in der Gliederung von Kunstgebilden der rö-
mischen Literatur hat nachweisen lassen28.
Damit dürften die wichtigsten Fragen des Aufbaus unseres Hym-
nus ihre Beantwortung gefunden haben, sodaß wir uns jetzt der
Interpretation des άποερθεγμα αινιγματώδες C 1 zuwenden können.
26 Oben S. 23.
27 Ein inhaltliches Kriterium für die Wahl der rhetorischen Frage in C 2 haben
wir oben S. 23 f., Anm. 17 zu ermitteln versucht.
28 Vgl. z. B. die Entsprechungen innerhalb des horazischen Liederzyklus c. III 1-6,
wie sie H. Oppermann, Zum Aufbau der Römeroden. Gymnas. 66. 1959, 204-
217 erläutert hat. Eine „gegenläufige Entsprechung“, die sich „in einer Art
Ringkomposition“ darbietet, hat H. Tränkle, Mus. Helv. 24. 1967, 101 ff. in
Weiterverfolgung von Anregungen 0. Weinreichs neuerdings auch in der An-
ordnung der Lesbiagedichte Catulls ebenso wie in dessen großer Alliuselegie
(68) aufweisen können.
Hildebrecht Hommel
Zuvor jedoch soll nocheinmal rückschauend kurz der Aufbau des
ganzen Hymnus in den Blick genommen werden. Von der Epiklese,
dem Prooimion (I) abgesehen, umschließen das Gebet (B 1—3) zwei
in sich wieder in je zwei Abschnitte gegliederte Teile A und C, die
als Thesis oder Quaestio generalis (A) und als Hypothesis, Causa
oder Quaestio specialis (C - als Enthymema gebildet) sich zur Argu-
mentatio zusammenfügen und dem ganzen Hymnus seinen eigen-
artig rhetorischen Charakter geben. Die in Normalstellung den Teil
A einleitende Propositio (A 1), die vorausweisend auch bereits die
Propositio für das Enthymema C enthält, wie wir sahen26, sie ist in
die Form einer rhetorischen Frage gekleidet - ein Stilmittel, das sich
in C 2 wiederholt. Der formale Grund für diese Responsion27 darf
wohl darin erblickt werden, daß auf diese Weise ein Chiasmus nicht
nur, sondern eine spiegelbildliche Entsprechung der Bauteile von II
entsteht:
wie sie sich auch sonst in der Gliederung von Kunstgebilden der rö-
mischen Literatur hat nachweisen lassen28.
Damit dürften die wichtigsten Fragen des Aufbaus unseres Hym-
nus ihre Beantwortung gefunden haben, sodaß wir uns jetzt der
Interpretation des άποερθεγμα αινιγματώδες C 1 zuwenden können.
26 Oben S. 23.
27 Ein inhaltliches Kriterium für die Wahl der rhetorischen Frage in C 2 haben
wir oben S. 23 f., Anm. 17 zu ermitteln versucht.
28 Vgl. z. B. die Entsprechungen innerhalb des horazischen Liederzyklus c. III 1-6,
wie sie H. Oppermann, Zum Aufbau der Römeroden. Gymnas. 66. 1959, 204-
217 erläutert hat. Eine „gegenläufige Entsprechung“, die sich „in einer Art
Ringkomposition“ darbietet, hat H. Tränkle, Mus. Helv. 24. 1967, 101 ff. in
Weiterverfolgung von Anregungen 0. Weinreichs neuerdings auch in der An-
ordnung der Lesbiagedichte Catulls ebenso wie in dessen großer Alliuselegie
(68) aufweisen können.