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Ciceros Gebetshymnus an die Philosophie
αδικία und ΰβρις gekoppelt sei, also mit Cicero zu reden eine peccans
immortalitas darstelle.
Aus all dem scheint sich mir mit zwingender Folgerichtigkeit zu
ergeben, was unter der schon bei Lebzeiten einsetzenden, aber auch
bei Lebzeiten wieder verlierbaren αθανασία zu verstehen ist, vor der
Platon immer wieder mit Nachdruck warnt (wenn sie lediglich aus
dem Besitz der landläufigen Lebensgüter resultiere und nicht zu-
gleich mit δικαιοσύνη und αρετή άπασα verbunden sei), und die er zu-
letzt ausdrücklich der von Tyrtaios als Höchstwert herausgestellten
ανδρεία zuordnet. So wie Platon den Abschnitt mit der Polemik gegen
Tyrtaios 9 beginnt (660 E), so setzt er die von demselben dort über-
schwenglich gepriesene ανδρεία eindrucksvoll an den Schluß (661
E 1). Also wird er auch nicht das für den spartanischen Dichter aus
dieser männlichen αρετή resultierende und die zweite Hälfte der
Elegie (v. 23 ff.) beherrschende Gut des auf den Tapferen gehäuften
κλέος übergehen können. Ganz abgesehen davon, daß man in Pla-
tons wiederholter Aufzählung der geläufigen Glücksgüter den Ruhm
geradezu vermissen würde und schon deshalb veranlaßt ist, in seinen
Ausführungen nach ihm Ausschau zu halten. Gewiß gilt vom κλέος
nach Tyrtaios’ Darstellung vor allem, daß es den im Kampf Ge-
fallenen zum αθάνατος werden läßt:
Tyrt. 9, v. 31 f. ού δέ ποτέ κλέος έσθλόν άπόλλυται ούδ όνομ’ αυτού,
άλλ’ υπό γης περ έών γίγνεται αθάνατος.
Aber gleich darauf stellt es der Dichter v. 35 ff. bis gegen das Ende
der Elegie hin mit Nachdruck dar, wie dieses αγλαόν εύχος auch dem
überlebenden Helden in hervorragender Weise zuteil wird:
Tyrtaios 9, 35-42 D.
Wenn er indes, dem Rachen des bitteren Todes entronnen,
Siegend gewann mit dem Speer leuchtende Beute des Ruhms,
Ehrt ihn jeglicher Mann zumal, so Alte wie Junge,
Erntet der Freuden viel, ehe der Hades ihn ruft:
Schreitet geehrt ins Alter und glänzend, keiner der Bürger
Mag ihm verkürzen den Teil, der ihm an Achtung gebührt,
Jeder Jüngere kommt ihm zuvor, der Altersgenosse
Rückt und bietet ihm Platz, auch noch der ältere Mann25.
Hieran knüpft Platon vornehmlich an - verständlicherweise: da er
ja dem lebenden Menschen zeigen will, wie er zu wahrer ευδαιμονία26
25 Die Übersetzung nach Richard Harder, Kleine Schriften 1960, S. 206.
26 ευδαίμων έστ'ι και μακάριος mit Nachdruck am Anfang (660 E 3) und ebenso
εύδαίμονα . . . γίγνεσθαι σαφώς (661 E 4) am Schluß des ganzen Abschnitts.
Ciceros Gebetshymnus an die Philosophie
αδικία und ΰβρις gekoppelt sei, also mit Cicero zu reden eine peccans
immortalitas darstelle.
Aus all dem scheint sich mir mit zwingender Folgerichtigkeit zu
ergeben, was unter der schon bei Lebzeiten einsetzenden, aber auch
bei Lebzeiten wieder verlierbaren αθανασία zu verstehen ist, vor der
Platon immer wieder mit Nachdruck warnt (wenn sie lediglich aus
dem Besitz der landläufigen Lebensgüter resultiere und nicht zu-
gleich mit δικαιοσύνη und αρετή άπασα verbunden sei), und die er zu-
letzt ausdrücklich der von Tyrtaios als Höchstwert herausgestellten
ανδρεία zuordnet. So wie Platon den Abschnitt mit der Polemik gegen
Tyrtaios 9 beginnt (660 E), so setzt er die von demselben dort über-
schwenglich gepriesene ανδρεία eindrucksvoll an den Schluß (661
E 1). Also wird er auch nicht das für den spartanischen Dichter aus
dieser männlichen αρετή resultierende und die zweite Hälfte der
Elegie (v. 23 ff.) beherrschende Gut des auf den Tapferen gehäuften
κλέος übergehen können. Ganz abgesehen davon, daß man in Pla-
tons wiederholter Aufzählung der geläufigen Glücksgüter den Ruhm
geradezu vermissen würde und schon deshalb veranlaßt ist, in seinen
Ausführungen nach ihm Ausschau zu halten. Gewiß gilt vom κλέος
nach Tyrtaios’ Darstellung vor allem, daß es den im Kampf Ge-
fallenen zum αθάνατος werden läßt:
Tyrt. 9, v. 31 f. ού δέ ποτέ κλέος έσθλόν άπόλλυται ούδ όνομ’ αυτού,
άλλ’ υπό γης περ έών γίγνεται αθάνατος.
Aber gleich darauf stellt es der Dichter v. 35 ff. bis gegen das Ende
der Elegie hin mit Nachdruck dar, wie dieses αγλαόν εύχος auch dem
überlebenden Helden in hervorragender Weise zuteil wird:
Tyrtaios 9, 35-42 D.
Wenn er indes, dem Rachen des bitteren Todes entronnen,
Siegend gewann mit dem Speer leuchtende Beute des Ruhms,
Ehrt ihn jeglicher Mann zumal, so Alte wie Junge,
Erntet der Freuden viel, ehe der Hades ihn ruft:
Schreitet geehrt ins Alter und glänzend, keiner der Bürger
Mag ihm verkürzen den Teil, der ihm an Achtung gebührt,
Jeder Jüngere kommt ihm zuvor, der Altersgenosse
Rückt und bietet ihm Platz, auch noch der ältere Mann25.
Hieran knüpft Platon vornehmlich an - verständlicherweise: da er
ja dem lebenden Menschen zeigen will, wie er zu wahrer ευδαιμονία26
25 Die Übersetzung nach Richard Harder, Kleine Schriften 1960, S. 206.
26 ευδαίμων έστ'ι και μακάριος mit Nachdruck am Anfang (660 E 3) und ebenso
εύδαίμονα . . . γίγνεσθαι σαφώς (661 E 4) am Schluß des ganzen Abschnitts.