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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1968, 3. Abhandlung): Ciceros Gebetshymnus an die Philosophie Tusculanen V 5: vorgetragen am 16. Dez. 1967 — Heidelberg, 1968

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https://doi.org/10.11588/diglit.44216#0054
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Hildebrecht Hommel

satz (σκότους αιωνίου) gleich nachliolt7. Auf jeden Fall wird man wohl
der allgemein akzeptierten Herstellung im hebräischen Urtext zu
folgen haben, „in meiner Kammer“8, aber dabei nicht ausschließen
dürfen, daß schon der LXX-Text hier eine Lücke9 enthielt. Um so
kräftiger scheint - wiederum in der griechischen Übersetzung des
Psalms - b) an der gleichen Stelle nachzustoßen und das Versäumte
nachholen zu wollen. Da b) jedoch sonst in der Regel, wie bereits an-
gemerkt, lediglich paraphrasiert, im übrigen eher kürzt als zufügt,
so wird man den Verdacht nicht los, daß in der Tat auch hier „im
eigenen Zelte“ die ursprüngliche Vorlage bildete10, und daß die Les-
art „in den Zelten der Gottlosen“ mindestens als sekundäre Ver-
legenheitsauskunft verdächtigt werden muß. Da für unseren Zweck
hier freilich nur der LXX-Text von Belang ist, so wird man sich
damit abfinden müssen, daß bei ihm in der Fassung b) des Psalmen-
verses bereits von den σκηνώμασιν αμαρτωλών die Rede gewesen sein
wird.
Auf Philon ist dabei leider kein genauer Verlaß, da er in seiner
Paraphrase des Psalmenverses - natürlich nach den LXX - a) und
b) kontaminiert (mit dem Akzent auf a)) und die Ortsangaben
('Schwelle’, 'Vorhöfe’) durchwegs „zu philosophischer Terminologie
umsetzt“11. Indem er jedoch in seiner Wendung έν σκιά θανάτου den
θάνατος ausdrücklich so erklärt, als habe er in seiner Vorlage dafür
ein των ιραύλων βίος vorgefunden, kämen wir damit immerhin näher
an den Text der LXX und Vulgata heran (wobei βίος dann für βίος
έν σκηνώμασιν o. ä. stünde).
Wir müssen alles in allem doch wohl den Schluß ziehen, daß sich
aus Psalm 84 (83), 11b) keine sicheren Indizien einer unmittelbaren
Verwandtschaft mit Cicero ergeben, umsomehr als wir jetzt anneh-

7 Die ganze Stelle lautet (vgl. ob. S. 27, Anm. 4): Philon, Quis rer. div. her. 290b
τό γάρ εύήμερον πολυετίας κρεΐττον, δσω και βραχύτερον φως σκότους αιωνίου
(es folgt das ob. S. 49 ausgehobene Ps.-Zitat).
8 Nach Gunkel, a. 0.371 wird es auch durch das hebräische Versmaß so gefordert.
9 Wenn man nicht das blasse αλλας - s. den Vulgatatext! - als durch Haplogra-
phie ausgefallen annimmt (vgl. dazu aber oben S. 48, Anm. 2).
10 Begründung bei H. Gunkel, a. 0. 369. 371 f. nach Schlögl und Greßmann (die-
ser brieflich). Daß mit '(den Zelten) der Gottlosen’ die Halbzeile überfüllt sei,
betont Gunkel ausdrücklich; schon der Kommentar von B. Duhm 1899, S. 214
fand so den „letzten Stichus reichlich lang“, und selbst PI. J. Kraus, der zu der
alten Lesung zurückkehrt, fühlt sich doch gedrungen zu berichten, daß man den
Vers in dieser Gestalt „vielfach als überspannte Pointe angesehen“ habe.
11 So O. Weinreich 1958 mit ausführlicher Analyse der ganzen Stelle.
 
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