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Hampe, Roland; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1969, 2. Abhandlung): Kretische Loewenschale des siebten Jahrhunderts v. Chr. — Heidelberg, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.44305#0042
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Roland Hampe

lieh mag das Löwengefäß, das Salbölbehälter und Salbschale in sich
vereint, dazu gedient haben, dem verstorbenen Kind für sein Wei-
terleben nach dem Tode einen ausreichenden Vorrat an Duftöl mit-
zugeben.
Durch die Löwengestalt sowie durch den Inhalt des Salbgefäßes
wurde das Kind zugleich in den Schutz der Aphrodite gestellt113. Daß
sich diese Göttin gerade nach kretischer Vorstellung der Kinder an-
nahm, zeigt der Mythos von den verwaisten Töchtern des Pandareos,
der in Milatos auf Kreta spielt. Aphrodite zog die Kinder mit Käse,
Honig und Wein auf, ja ging schließlich zum Olymp, um ihre Hoch-
zeit zu erwirken (Od. 20, 68 ff.).
Was wir für den Löwen von Arkades erschlossen haben, mag in
entsprechender Weise für die kretische Löwenschale in Heidelberg
gelten.

113 Seit der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts und im 4. Jahrhundert wurden den
Toten in Attika und in Unteritalien viele Vasen mit in die Gräber gegeben,
deren Darstellungen sich auf Kult und Mythos der Aphrodite beziehen. Vgl.
hierzu: E. Langlotz, Aphrodite in den Gärten, SB. Heid. (1954) 33 ff.
 
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