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III.
Mutmaßungen über die Endzeit im Werk
des Nikolaus von Kues
Die Endzeitfrage ist ein treffliches Beispiel für die Kontinuität ge-
wisser Probleme und Thematiken, wie sie sich im Denken und Werk
des Nikolaus finden: In De concordantia catholica noch ein peripheres
Problem, wenngleich schon deutlich angesprochen, in den Predigten
der nachfolgenden Jahre mehrmals wieder aufgenommen, wird sie aus-
führlich in der Schrift Coniectura de ultimis diebus abgehandelt und
auch in späteren Jahren wiederholt angeschnitten. -
Das religionsgeschichtliche Phänomen der Eschatologie und End-
zeitspekulation ist ein auch in der christlich-theologischen Spekulation,
in der christlichen Geschichtstheologie und in der Dichtung (Muspilli,
Liber de Antichristo des Adso von Toul (10. Jh.), Ludus de Anti-
christo (12. Jh.), der Pammachius des Noageorg, 16. Jh.) durchgängig
behandeltes Thema seit der Zeit der Urkirche. Besonders in Zeiten, die
bewußt einen Übergang zu einer neuen Epoche erlebten, häufen sich
Spekulationen über die Endzeitfrage (Urchristentum, 8. Jh., Spätmittel-
alter). Gewisse Schriftstellen der Bibel und der Kirchenväter1 sind ste-
hende Argumente für diese Art Überlegungen2, in denen typische Vor-
stellungen immer wiederkehren.
De concordantia catholica
In De concordantia catholica greift Nikolaus die auf dem Basler
Konzil diskutierte Frage des Weitendes und seiner Berechnung auf. In
1 Matth. 24,43; Marc. 13; 1 Joh. 2,18ff.; 2 Joh. 7; 1 Kor. 10,11; Phil. 4,5;
2 Thess. 2,2-12; Jak. 5,8f.; Off'. 20,1-6; Justinian, Tertullian, Irenäus,
Origenes, Cyprian, Laktanz, scharf bekämpft von Hieronymus und Augu-
stinus.
2 Vgl. dazu E. Bernstein, Mittelalterliche Zeitanschauungen in ihrem Einfluß auf
Politik und Geschichtsschreibung. Teil I: Die Zeitanschauungen, Tübingen 1918;
W. Kamlah, Apokalyptik und Geschichtstheologie. Die ma. Auslegung der Apo-
kalypse vor Joachim von Fiore, 21965.
III.
Mutmaßungen über die Endzeit im Werk
des Nikolaus von Kues
Die Endzeitfrage ist ein treffliches Beispiel für die Kontinuität ge-
wisser Probleme und Thematiken, wie sie sich im Denken und Werk
des Nikolaus finden: In De concordantia catholica noch ein peripheres
Problem, wenngleich schon deutlich angesprochen, in den Predigten
der nachfolgenden Jahre mehrmals wieder aufgenommen, wird sie aus-
führlich in der Schrift Coniectura de ultimis diebus abgehandelt und
auch in späteren Jahren wiederholt angeschnitten. -
Das religionsgeschichtliche Phänomen der Eschatologie und End-
zeitspekulation ist ein auch in der christlich-theologischen Spekulation,
in der christlichen Geschichtstheologie und in der Dichtung (Muspilli,
Liber de Antichristo des Adso von Toul (10. Jh.), Ludus de Anti-
christo (12. Jh.), der Pammachius des Noageorg, 16. Jh.) durchgängig
behandeltes Thema seit der Zeit der Urkirche. Besonders in Zeiten, die
bewußt einen Übergang zu einer neuen Epoche erlebten, häufen sich
Spekulationen über die Endzeitfrage (Urchristentum, 8. Jh., Spätmittel-
alter). Gewisse Schriftstellen der Bibel und der Kirchenväter1 sind ste-
hende Argumente für diese Art Überlegungen2, in denen typische Vor-
stellungen immer wiederkehren.
De concordantia catholica
In De concordantia catholica greift Nikolaus die auf dem Basler
Konzil diskutierte Frage des Weitendes und seiner Berechnung auf. In
1 Matth. 24,43; Marc. 13; 1 Joh. 2,18ff.; 2 Joh. 7; 1 Kor. 10,11; Phil. 4,5;
2 Thess. 2,2-12; Jak. 5,8f.; Off'. 20,1-6; Justinian, Tertullian, Irenäus,
Origenes, Cyprian, Laktanz, scharf bekämpft von Hieronymus und Augu-
stinus.
2 Vgl. dazu E. Bernstein, Mittelalterliche Zeitanschauungen in ihrem Einfluß auf
Politik und Geschichtsschreibung. Teil I: Die Zeitanschauungen, Tübingen 1918;
W. Kamlah, Apokalyptik und Geschichtstheologie. Die ma. Auslegung der Apo-
kalypse vor Joachim von Fiore, 21965.