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Pöschl, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1973, 4. Abhandlung): Die neuen Menanderpapyri und die Originalität des Plautus: vorgetragen am 9. Dez. 1972 — Heidelberg, 1973

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https://doi.org/10.11588/diglit.44332#0025
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Die neuen Menanderpapyri und die Originalität des Plautus

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T.: Aber er kennt Euch und ist in Euch verliebt.
S. : O, jetzt macht Ihr Euch über mich lustig.
T. : Und wenn er ein bißchen auf Gegensympathie rechnen
könnte, dann würde er sich auch zu erkennen geben.
S. : Wißt, Signore, bekäme ich ihn zu sehen, und er gefiele mir,
dann könnte ich ihm vielleicht auch Sympathie entgegen-
bringen.
T. : Soll ich ihn Euch zeigen ?
S. : Ich würde ihn gerne sehen.
T. : Sofort. (Ins Gasthaus)
S.: Also ist er es nicht.
Aber da tritt Truffaldino selbst wüeder aus dem Gasthaus heraus.
Auch den Mnesilochus des Plautus hält eine gewisse Scheu zurück,
seinem Freund direkte Vorhaltungen zu machen. Sie veranlaßt ihn,
seine Vorwürfe zunächst an einen fiktiven Dritten zu adressieren.
Vielleicht ist er jetzt, wo ihm der einst so geliebte Freund nach vielen
Jahren freudestrahlend entgegentritt, für einen Augenblick schwan-
kend geworden. Er hat sich ja gegen den Verdacht der schäbigen
Handlungsweise lange genug gewehrt, und später wird er sich bittere
Vorwürfe machen, daß er, wie er sich ausdrückt, der Verleumdung
des Lydus geglaubt habe. Es ist nicht auszuschließen, daß die Ab-
sicht mitspielt, den Freund auf die Probe zu stellen.
Das Auf-die-Probe-Stellen ist jedenfalls ein Motiv, das bei diesem
Szenentypus mitwirken oder ihn hervorrufen kann. Es ist der Grund
der Fiktion im <Schiedsgericht> des Menander, wo die Hetäre Habro-
tonon dem Charisios gegenüber vorgeben will, sie sei in jener Fest-
nacht von ihm vergewaltigt worden. In Wirklichkeit war es Pamphila,
seine spätere Frau. Habrotonon bedient sich der List, um ganz sicher
zu gehen, daß Charisios wirklich der Verführer war. Ob das Motiv
des Auf-die-Probe-Stellens auch für Mnesilochos in Frage kommt,
mag man bezweifeln. Entscheidend ist es für ihn jedenfalls nicht. Er
hält die direkte Aussage zunächst zurück, um dem Freund den Vor-
wurf nicht direkt ins Gesicht schleudern zu müssen, und ihn an-
dererseits strafend zurechtzuweisen.
Auch in den <Brüdern> des Terenz, die auf ein Stück des Menander
zurückgehen, ist mit dem Versteckspiel eine sich dramatisch steigernde
Bestrafung verbunden. Da hat der Adoptivsohn des toleranten, ver-
ständnisvollen Vaters ein Liebesverhältnis zu einem armen Mädchen
angeknüpft, die dann von ihm ein Kind bekommt. Aber das wagt er
 
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