Die neuen Menanderpapyri und die Originalität des Plautus 31
hier bestehenden Möglichkeiten von großen Bühnendichtern genutzt
wurden.
In Shakespeares <Beiden Veronesern> verliebt sich ein junger Mann
in die Tochter des Herzogs, in dessen Diensten er steht, und be-
schließt, sie zu entführen. Törichterweise teilt er den Plan seinem
Freund mit, der, was er nicht weiß, in das gleiche Mädchen verliebt
ist. Der hat nichts Besseres zu tun, als die Sache dem Herzog zu ver-
raten. Der lauert dem jungen Mann auf, als er, mit einem langen Man-
tel bekleidet, unter dem ein Brief und eine Strickleiter versteckt sind,
sich aufgemacht hat, um das Mädchen zu entführen. Der Herzog
knüpft mit ihm ein Gespräch an und erzählt ihm, daß er in eine Dame
verliebt sei. Heimtückisch fragt er ihn, was er unternehmen könne,
um die leidenschaftlich Begehrte für sich zu gewinnen. Der junge
Mann rät ihm, sie mittels einer Strickleiter zu entführen:
Val. It will be light, my lord, that you may bear it
Under a cloak that is of any length. 130
Duke. A cloak as long as thine will serve the turn ?
Val. Ay, my good lord.
Duke. Then let me see thy cloak,
I’ll get me one of such another length
Val. Why, any cloak will serve the turn, my lord.
Duke. How shall I fashion me to wear a cloak?
I pray thee let me feel thy cloak upon me.
Act III, Sc. I
Damit öffnet er den Mantel, findet den Brief und die Leiter, und
der junge Mann ist überführt.
Im «Misanthrope» Molieres geht es nicht um Überführung, sondern
um ein kritisches Urteil über ein Gedicht, um das Oronte Alceste, den
Misanthrop, gebeten hat. Er hat ihm sein miserables Gedicht über die
Hoffnung vorgelesen, und Alceste erwidert zunächst ausweichend34.
Monsieur, cette maniere est toujours delicate
et sur le bei esprit nous aimons qu’on nous hatte.
Mais un jour ä quelqu’un dont je tairai le nom
je disais en voyant des vers de sa fa^on
34 Die Szene hat W. Salzmann in seinem Buch <Moliere und die lateinische Ko-
mödie>, Heidelberg 1969, in dem Kapitel über die unsachliche und irreführende
Rede neben zahlreichen anderen Beispielen ausführlich behandelt. Die Bacchiden
sind dort übrigens nicht erwähnt, dagegen andere Beispiele aus Plautus.
hier bestehenden Möglichkeiten von großen Bühnendichtern genutzt
wurden.
In Shakespeares <Beiden Veronesern> verliebt sich ein junger Mann
in die Tochter des Herzogs, in dessen Diensten er steht, und be-
schließt, sie zu entführen. Törichterweise teilt er den Plan seinem
Freund mit, der, was er nicht weiß, in das gleiche Mädchen verliebt
ist. Der hat nichts Besseres zu tun, als die Sache dem Herzog zu ver-
raten. Der lauert dem jungen Mann auf, als er, mit einem langen Man-
tel bekleidet, unter dem ein Brief und eine Strickleiter versteckt sind,
sich aufgemacht hat, um das Mädchen zu entführen. Der Herzog
knüpft mit ihm ein Gespräch an und erzählt ihm, daß er in eine Dame
verliebt sei. Heimtückisch fragt er ihn, was er unternehmen könne,
um die leidenschaftlich Begehrte für sich zu gewinnen. Der junge
Mann rät ihm, sie mittels einer Strickleiter zu entführen:
Val. It will be light, my lord, that you may bear it
Under a cloak that is of any length. 130
Duke. A cloak as long as thine will serve the turn ?
Val. Ay, my good lord.
Duke. Then let me see thy cloak,
I’ll get me one of such another length
Val. Why, any cloak will serve the turn, my lord.
Duke. How shall I fashion me to wear a cloak?
I pray thee let me feel thy cloak upon me.
Act III, Sc. I
Damit öffnet er den Mantel, findet den Brief und die Leiter, und
der junge Mann ist überführt.
Im «Misanthrope» Molieres geht es nicht um Überführung, sondern
um ein kritisches Urteil über ein Gedicht, um das Oronte Alceste, den
Misanthrop, gebeten hat. Er hat ihm sein miserables Gedicht über die
Hoffnung vorgelesen, und Alceste erwidert zunächst ausweichend34.
Monsieur, cette maniere est toujours delicate
et sur le bei esprit nous aimons qu’on nous hatte.
Mais un jour ä quelqu’un dont je tairai le nom
je disais en voyant des vers de sa fa^on
34 Die Szene hat W. Salzmann in seinem Buch <Moliere und die lateinische Ko-
mödie>, Heidelberg 1969, in dem Kapitel über die unsachliche und irreführende
Rede neben zahlreichen anderen Beispielen ausführlich behandelt. Die Bacchiden
sind dort übrigens nicht erwähnt, dagegen andere Beispiele aus Plautus.