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Der Sinn von Sein in der älteren griechischen Philosophie
έν — auf einen ursprünglichen Seinsgrund, προς μιαν αρχήν, wie er es an
einer verwandten Stelle im Anfang des Γ (1003 b 6) ausdrückt. — Um es
noch einmal einfach zu sagen: gerade das ist der gewöhnlichen Prädikation
ist (ex. gr.) ein Qualität-sein, und nicht erst das ist der Gattungsaussage.
Daß solche gewöhnlichen Prädikationen, und nicht allein Gattungsaus-
sagen, in Δ 7 mit καθ’ αύτα είναι gemeint sind, beweisen schließlich die
Beispiele, die Aristoteles hier für die Kategorie des Tuns anführt, άνθρωπος
βαδίζει: womit schon Giovanni Reale in seinem Metaphysikkommentar
(S. 434/5) die Interpretation von Ross widerlegt hat.
Allerdings ist die Erklärung, die Reale selber gibt (S. 435/6), nicht be-
friedigender. Er erinnert daran, daß ohne die Kategorien keine der vier
Grundbedeutungen von sein bestehen könne, deren «wesentliches Gerüst»
sie bildeten: was genüge, um die Bezeichnung όν καθ’ αύτο zu erklären.
Offenbar ist mit dem letzten wiederum das «an und für sich Seiende» der
obersten Gattungen gemeint. Die Erklärung aber erklärt leider gar nichts.
Da hat Ross klarer gesehen, als er in καθ’ αύτο είναι den reflexiven Charakter
der wesensmäßigen Prädikation feststellte.
Das «An und für sich Sein» der obersten Gattungen ist es aber auch, das
Calogero für die Bedeutung «Existenz» in Anspruch nimmt. Die Schwierig-
keit seiner Interpretation sieht er selber: daß nämlich das «an sich Seiende»
zugleich κατηγορούμενα sein sollen; es ist die alte Crux Brentanos. Aber
sein mühsamer Erklärungsversuch überzeugt nicht: «Prädikabel» seien die
Kategorien (als Gattungsbegriffe) zwar gegenüber den ihnen untergeordneten
Begriffen, aber im einzelnen Sein der Bestimmungen manifestieren sie sich
in ihrem entgegengesetzten Wesen, als άνευ συμπλοκής λεγομενα (deutsche
Übersetzung S. 4 Anm. 5). Das letztere (das er, nach Bonitz’ Vorgang, aus
ganz anderem Zusammenhang, Cat. 1 b 25, 13 b 12, entlehnt), soll offenbar
das καθ’ αύτα interpretieren. Immerhin wird hier einmal ausgesprochen,
daß, in dieser Interpretation, der Begriff κατηγορία der Bestimmung καθ’
αύτα είναι strikt zuwiderläuft.
Zweierlei muß zuletzt aus allgemeinen Überlegungen folgen. Aristoteles
bestimmt hier Bedeutungen im Gebrauch von sein. Es muß sich also auch
bei καθ’ αύτα είναι um ein sein handeln, das in gebräuchlichen Seinsaussagen
vorliegt, λεγεται; nicht aber um eine spekulative These, wie weiß oder gestern
unter Oberbegriffe zu subsumieren sei («gestern ist eine Zeitbestimmung»).
Zweitens, wenn Aristoteles die eigene Weise des Seins der Kategorien —
und das heißt vorwiegend: eines nachgeordneten und abhängigen Seins
(επομένως) — benennen wollte, so ist es unwahrscheinlich, daß er es mit
καθ’ αύτα είναι im Sinn von «an sich sein» tat. Ausdrücklich sagt er vielmehr
von ihnen: ούδεν γαρ αύτων έστιν καθ’ αύτο πεφυκος (Ζ 1, 1028 a 23): «kei-
nes von ihnen hat sein Sein aus sich selbst und dem eigenen Wesen».
Der Sinn von Sein in der älteren griechischen Philosophie
έν — auf einen ursprünglichen Seinsgrund, προς μιαν αρχήν, wie er es an
einer verwandten Stelle im Anfang des Γ (1003 b 6) ausdrückt. — Um es
noch einmal einfach zu sagen: gerade das ist der gewöhnlichen Prädikation
ist (ex. gr.) ein Qualität-sein, und nicht erst das ist der Gattungsaussage.
Daß solche gewöhnlichen Prädikationen, und nicht allein Gattungsaus-
sagen, in Δ 7 mit καθ’ αύτα είναι gemeint sind, beweisen schließlich die
Beispiele, die Aristoteles hier für die Kategorie des Tuns anführt, άνθρωπος
βαδίζει: womit schon Giovanni Reale in seinem Metaphysikkommentar
(S. 434/5) die Interpretation von Ross widerlegt hat.
Allerdings ist die Erklärung, die Reale selber gibt (S. 435/6), nicht be-
friedigender. Er erinnert daran, daß ohne die Kategorien keine der vier
Grundbedeutungen von sein bestehen könne, deren «wesentliches Gerüst»
sie bildeten: was genüge, um die Bezeichnung όν καθ’ αύτο zu erklären.
Offenbar ist mit dem letzten wiederum das «an und für sich Seiende» der
obersten Gattungen gemeint. Die Erklärung aber erklärt leider gar nichts.
Da hat Ross klarer gesehen, als er in καθ’ αύτο είναι den reflexiven Charakter
der wesensmäßigen Prädikation feststellte.
Das «An und für sich Sein» der obersten Gattungen ist es aber auch, das
Calogero für die Bedeutung «Existenz» in Anspruch nimmt. Die Schwierig-
keit seiner Interpretation sieht er selber: daß nämlich das «an sich Seiende»
zugleich κατηγορούμενα sein sollen; es ist die alte Crux Brentanos. Aber
sein mühsamer Erklärungsversuch überzeugt nicht: «Prädikabel» seien die
Kategorien (als Gattungsbegriffe) zwar gegenüber den ihnen untergeordneten
Begriffen, aber im einzelnen Sein der Bestimmungen manifestieren sie sich
in ihrem entgegengesetzten Wesen, als άνευ συμπλοκής λεγομενα (deutsche
Übersetzung S. 4 Anm. 5). Das letztere (das er, nach Bonitz’ Vorgang, aus
ganz anderem Zusammenhang, Cat. 1 b 25, 13 b 12, entlehnt), soll offenbar
das καθ’ αύτα interpretieren. Immerhin wird hier einmal ausgesprochen,
daß, in dieser Interpretation, der Begriff κατηγορία der Bestimmung καθ’
αύτα είναι strikt zuwiderläuft.
Zweierlei muß zuletzt aus allgemeinen Überlegungen folgen. Aristoteles
bestimmt hier Bedeutungen im Gebrauch von sein. Es muß sich also auch
bei καθ’ αύτα είναι um ein sein handeln, das in gebräuchlichen Seinsaussagen
vorliegt, λεγεται; nicht aber um eine spekulative These, wie weiß oder gestern
unter Oberbegriffe zu subsumieren sei («gestern ist eine Zeitbestimmung»).
Zweitens, wenn Aristoteles die eigene Weise des Seins der Kategorien —
und das heißt vorwiegend: eines nachgeordneten und abhängigen Seins
(επομένως) — benennen wollte, so ist es unwahrscheinlich, daß er es mit
καθ’ αύτα είναι im Sinn von «an sich sein» tat. Ausdrücklich sagt er vielmehr
von ihnen: ούδεν γαρ αύτων έστιν καθ’ αύτο πεφυκος (Ζ 1, 1028 a 23): «kei-
nes von ihnen hat sein Sein aus sich selbst und dem eigenen Wesen».