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Uvo Hölscher
es im Parmenides entwickelt wird. Bald aber zeigte sich ihm unter den
obersten Formen der Relationsbegriff kat’ exochen, das έτερον, als der lösende
Gedanke seiner reifen Ontologie. Er entwickelt ihn aus der — seit dem
Parmenides nicht neuen — Unterscheidung des Seienden nach καθ’ αύτα und
προς άλλα. Es liegt auf der Hand, daß die hier getroffene Unterscheidung
(welche immer es sei) nicht der Unterscheidung von Formen und Einzel-'
dingen dient, sondern zweier Formen. Schon dieses Resultat muß gegen
Fredes These mißtrauisch machen. Um Formen geht es in dem ganzen
Gespräch, und wo es nachher auf «Einzeldinge» kommt («Theätet» im wah-
ren und im falschen Satz), da spielt der Unterschied keine Rolle.
Wenn man wiederum annähme, daß es nicht um die Unterscheidung von
Formen und Einzeldingen geht, daß Platon aber die Unterscheidung von
zweierlei Verwendungen von sein zu verstehen geben wolle — denn mehr
kann man es nicht nennen —, um mit Hilfe dieser Unterscheidung die
folgenden Antilogien von sein und nicht-sein zu erklären, macht man sich
derselben Subaudition schuldig wie mit der angenommenen Unterscheidung
mehrerer Bedeutungen. Platon erklärt die Antilogien nicht mit dem Hinweis
auf καθ’ αύτο und προς άλλα — deren Unterscheidung überhaupt nur zur
Unterscheidung des Begriffs des έτερον dient —, sondern, wie gesagt, mit
der zweierlei Teilhabe.
Es gilt auch noch ein allgemeinerer Einwand, ähnlich dem, den ich für
Δ 7 ins Feld geführt habe. Wie Aristoteles dort, so beruft sich hier der
platonische Fremde auf eine bekannte oder jedenfalls naheliegende Unter-
scheidung, auf die Theätet mit «Natürlich, wie könnte es anders sein»
antworten kann. Man mag dem Theätet zutrauen, was man will, aber die
Differenzierung des Sinnes von sein, die Frede meint, die aber Platon
nirgends bisher entwickelt hat noch entwickeln wird, ist nichts von selbst
Verständliches. Dagegen ist die Unterscheidung selbständiger und bezogener
Ideen spätestens seit dem Parmenides — der sie keineswegs erst entwickelt
(133 c 8) — eine bekannte Sache.
Uvo Hölscher
es im Parmenides entwickelt wird. Bald aber zeigte sich ihm unter den
obersten Formen der Relationsbegriff kat’ exochen, das έτερον, als der lösende
Gedanke seiner reifen Ontologie. Er entwickelt ihn aus der — seit dem
Parmenides nicht neuen — Unterscheidung des Seienden nach καθ’ αύτα und
προς άλλα. Es liegt auf der Hand, daß die hier getroffene Unterscheidung
(welche immer es sei) nicht der Unterscheidung von Formen und Einzel-'
dingen dient, sondern zweier Formen. Schon dieses Resultat muß gegen
Fredes These mißtrauisch machen. Um Formen geht es in dem ganzen
Gespräch, und wo es nachher auf «Einzeldinge» kommt («Theätet» im wah-
ren und im falschen Satz), da spielt der Unterschied keine Rolle.
Wenn man wiederum annähme, daß es nicht um die Unterscheidung von
Formen und Einzeldingen geht, daß Platon aber die Unterscheidung von
zweierlei Verwendungen von sein zu verstehen geben wolle — denn mehr
kann man es nicht nennen —, um mit Hilfe dieser Unterscheidung die
folgenden Antilogien von sein und nicht-sein zu erklären, macht man sich
derselben Subaudition schuldig wie mit der angenommenen Unterscheidung
mehrerer Bedeutungen. Platon erklärt die Antilogien nicht mit dem Hinweis
auf καθ’ αύτο und προς άλλα — deren Unterscheidung überhaupt nur zur
Unterscheidung des Begriffs des έτερον dient —, sondern, wie gesagt, mit
der zweierlei Teilhabe.
Es gilt auch noch ein allgemeinerer Einwand, ähnlich dem, den ich für
Δ 7 ins Feld geführt habe. Wie Aristoteles dort, so beruft sich hier der
platonische Fremde auf eine bekannte oder jedenfalls naheliegende Unter-
scheidung, auf die Theätet mit «Natürlich, wie könnte es anders sein»
antworten kann. Man mag dem Theätet zutrauen, was man will, aber die
Differenzierung des Sinnes von sein, die Frede meint, die aber Platon
nirgends bisher entwickelt hat noch entwickeln wird, ist nichts von selbst
Verständliches. Dagegen ist die Unterscheidung selbständiger und bezogener
Ideen spätestens seit dem Parmenides — der sie keineswegs erst entwickelt
(133 c 8) — eine bekannte Sache.