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Hölscher, Uvo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1976, 3. Abhandlung): Der Sinn von Sein in der älteren griechischen Philosophie: vorgetragen am 6. Februar 1971 — Heidelberg: Winter, 1976

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https://doi.org/10.11588/diglit.45460#0044
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Uvo Hölscher

sehen όντα und ούκ όντα — als «facts», als das «was der Fall ist oder nicht
der Fall ist», eine «Tatsache oder Situation in der Welt» — zuletzt zu-
sammenfaßt als das «Bestehen von Sachverhalten» (Seite 250, 252, 261/2).
Mit dem Sachverhalt gehört der Begriff der Kopula zusammen. Aber wie
verhält sich das ist in «die Luft ist mir kalt» zu dem eigentlich veritativen
in «es ist der Fall, daß mir die Luft kalt ist»? Nicht ohne weiteres kann
man das eine in das andere umsetzen. Um das erstere aber handelt es sich
bei den όντα des Protagoras, und zwar in der Weise des einfachen Seins.
Man mag sich dies an der Form «mir ist kalt» exemplifizieren, in der
einfach das Sein des Kalten ausgesagt wird.
Der Weg, den ich rückschreitend von Aristoteles zu gehen versucht habe,
führt an keiner seiner Stationen zu dem Begriff der Sachverhalte, sondern
zu den Dingen. Nur scheinbar liefert den Begriff das griechische πραγματα.
Χρήματα sagt Protagoras, es liegt darin die charakteristische Dinglichkeit
des griechischen Seinsbegriffs. Aber auch, was «Ding» sein kann, gilt es für
das voraristotelische Denken — vor der strengen Restriktion des Seins auf die
ουσία — erst zu bestimmen. Es ist noch nicht auf die Substanz, geschweige
das Concretum, festgelegt und eingeengt, sondern enthält noch alles mit,
was für uns den Charakter des Attributs hat, z. B. die Qualitäten. Die
Dinge, χρήματα, umfassen — in der Sprache — den ganzen Bereich der nomi-
nalen Prädikate, der όνοματα: dieser Begriff macht keinen Unterschied
zwischen Substantiven und Adjektiven. Die Prädikation wird aber ver-
standen als das Sagen ihres einfachen Seins.
In diesem einfachen Seinsverständnis ist nun auch die Möglichkeit der
existentialen Bedeutung mit eingeschlossen. Εισι θεοί, es sind Götter, besagt
ununterschieden die Existenz oder die Prädikation.
 
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