3. Die Teleologie in der Metaphysik
Schließlich ist auf die Teleologie in der aristotelischen „Metaphysik“
kurz einzugehen. Angesichts der außerordentlichen Wirksamkeit dieser
Schrift und ihrer großen Bekanntheit ist es verständlich, wenn immer
wieder von dieser Schrift her Aristoteles mit dem Gedanken einer all-
umspannenden Teleologie unter Einschluß der Verhältnisse im Bereich
der biologischen Spezies in Zusammenhang gebracht wird. Es ist des-
halb erforderlich, die in Frage kommenden Stellen einzeln zu besprechen.
Vorweg sei noch einmal festgestellt, daß Aristoteles selbst die ein-
zelnen Wissenschaften nach dem Ausweis seiner Wissenschaftslehre
streng getrennt wissen wollte. Das betrifft sowohl die sachlich-thema-
tische Trennung als auch die unterschiedliche Methode. Aristoteles legt
z.B. in seinen naturwissenschaftlichen Schriften großen Wert auf die
Argumente, die naturwissenschaftlich (cpucyiKcoc;) gelten und nicht ledig-
lich dialektisch (XoytKcög) argumentieren. Er polemisiert heftig gegen
jede Form einer allumfassenden Universal Wissenschaft, insbesondere
gegen die diesbezüglichen Auffassungen Platons und Speusipps53. Hätte
Aristoteles in der „Metaphysik“ eine allumfassende Finalität mit einer
durchgehenden Hierarchie der Zwecke vertreten, hätte er damit seine
ganze Wissenschaftslehre, wie sie in den „Analytica posteriora“ ent-
wickelt und in den Fachschriften in wesentlichen Grundzügen beibehal-
ten wird, aufgegeben. Dennoch soll zu der Zweckvorstellung der „Meta-
physik“ Stellung genommen werden, zumal diese in beiläufigen Bemer-
kungen gelegentlich auch in den Fachschriften auftritt.
In Met. A 7 wird, wie schon oben erwähnt, Gott als Zweck (ob
svsKa) bezeichnet, im Sinn von „Zweck von“ (ob £V£Kd xtvog) und
nicht im Sinne von „Zweck für“ (ob evekü tivi), weil Gott nichts nötig
hat. Es heißt 1072 b 1 ff:
„Daß aber das Worum-willen [nämlich Gott] unter dem Unbewegten anzu-
treffen ist, macht die Einteilung klar. Es gibt nämlich den Zweck für und den
Zweck von, von denen der letztere unter dem Unbewegten ist, der erstere
nicht.“
Damit ist gemeint: Wenn etwas zu dem erstrebten Ziel beiträgt der-
art, daß dieses einen Nutzen davon hat (tivi), jedenfalls aber von ihm
affiziert wird, kann das Ziel nicht unbewegt sein. Das trifft auf Gott
nicht zu. Dieser hat keinen Nutzen davon, daß er erstrebt wird, und
53 Vgl. Wissenschaft und Methode 132ff.
Schließlich ist auf die Teleologie in der aristotelischen „Metaphysik“
kurz einzugehen. Angesichts der außerordentlichen Wirksamkeit dieser
Schrift und ihrer großen Bekanntheit ist es verständlich, wenn immer
wieder von dieser Schrift her Aristoteles mit dem Gedanken einer all-
umspannenden Teleologie unter Einschluß der Verhältnisse im Bereich
der biologischen Spezies in Zusammenhang gebracht wird. Es ist des-
halb erforderlich, die in Frage kommenden Stellen einzeln zu besprechen.
Vorweg sei noch einmal festgestellt, daß Aristoteles selbst die ein-
zelnen Wissenschaften nach dem Ausweis seiner Wissenschaftslehre
streng getrennt wissen wollte. Das betrifft sowohl die sachlich-thema-
tische Trennung als auch die unterschiedliche Methode. Aristoteles legt
z.B. in seinen naturwissenschaftlichen Schriften großen Wert auf die
Argumente, die naturwissenschaftlich (cpucyiKcoc;) gelten und nicht ledig-
lich dialektisch (XoytKcög) argumentieren. Er polemisiert heftig gegen
jede Form einer allumfassenden Universal Wissenschaft, insbesondere
gegen die diesbezüglichen Auffassungen Platons und Speusipps53. Hätte
Aristoteles in der „Metaphysik“ eine allumfassende Finalität mit einer
durchgehenden Hierarchie der Zwecke vertreten, hätte er damit seine
ganze Wissenschaftslehre, wie sie in den „Analytica posteriora“ ent-
wickelt und in den Fachschriften in wesentlichen Grundzügen beibehal-
ten wird, aufgegeben. Dennoch soll zu der Zweckvorstellung der „Meta-
physik“ Stellung genommen werden, zumal diese in beiläufigen Bemer-
kungen gelegentlich auch in den Fachschriften auftritt.
In Met. A 7 wird, wie schon oben erwähnt, Gott als Zweck (ob
svsKa) bezeichnet, im Sinn von „Zweck von“ (ob £V£Kd xtvog) und
nicht im Sinne von „Zweck für“ (ob evekü tivi), weil Gott nichts nötig
hat. Es heißt 1072 b 1 ff:
„Daß aber das Worum-willen [nämlich Gott] unter dem Unbewegten anzu-
treffen ist, macht die Einteilung klar. Es gibt nämlich den Zweck für und den
Zweck von, von denen der letztere unter dem Unbewegten ist, der erstere
nicht.“
Damit ist gemeint: Wenn etwas zu dem erstrebten Ziel beiträgt der-
art, daß dieses einen Nutzen davon hat (tivi), jedenfalls aber von ihm
affiziert wird, kann das Ziel nicht unbewegt sein. Das trifft auf Gott
nicht zu. Dieser hat keinen Nutzen davon, daß er erstrebt wird, und
53 Vgl. Wissenschaft und Methode 132ff.