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Riedl, Peter Anselm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1979, 6. Abhandlung): Das Fondi-Grabmal in S[an] Agostino zu Siena: Vorgelegt am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.45477#0041
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Das Fondi-Grabmal in S. Agostino zu Siena

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la luce“76, Picinelli sagt ihr gleich der Fledermaus nach, sie fliehe den
Anblick der Sonne77. Nacht und Schlaf werden von Ripa ausdrücklich
mit dem Tod in Beziehung gesetzt: „Overo perche come il sonno e una
breve morte, cosi la morte e un longo sonno, & nella sacre lettere spesso
si prende per la Morte il sonno medesimo“78. Die Tiere der Nacht sind
mithin auch Boten oder Gefährten des Todes. Andrea Andreanis 1588
datierter Holzschnitt „Il Trionfo della Morte“ zeigt neben vielen ande-
ren Todessymbolen eine auf den Schultern einer vermummten Gestalt
hockende Eule (und in der oberen Zone zwei mit verwesenden Köpfen
bekrönte Obelisken!)79. Auch ein Blatt aus Wendel Dietterlins „Archi-
tectura“ (1598) gliedert dem kaum überschaubaren, makabren
Ensemble eine Eule ein80. Andrea Alaciati läßt eine Eule auf einem
Leichnam sitzen81, Daniel Heinsius gibt einer ähnlichen Darstellung
die Legende „Noctua ut in tumulis, super utque cadaverabubo“ bei82.
Auf einem der Stiche aus Gabriel Rollenhagens „Nucleus emblema-
tum“ (1611-13) erscheinen Totenschädel und Eule unter dem Motto
„Memento mori“83. Für die unterstellte Bedeutungsrelation zwischen
Tod und Fledermaus sprechen viele Darstellungen, welche den als
Gerippe hypostasierten Tod mit Fledermausflügeln ausstatten oder
aber Stundengläser und andere Todessymbole mit derartigen Schwin-
gen kombinieren84. Die hier genannten Beispiele ließen sich leicht
vermehren.
bouquet of poppies below the left foot seems to be a symbol of dream or
fertility. These are not the emblems which allegorical figures usually hold in
their hands; they are symbols into which the stone couch itself . . . has been
transformed“. Michelangelo hat beziehungsreiche Attribute aufs eigenwilligste
in die Sphäre unmittelbarer Ausdrucksmacht überfuhrt.
76 C. Ripa, wie in Anm. 65 zitiert, S. 360ff. („Notte“, parte prima).
77 F. Picinelli, wie in Anm. 66 zitiert, 1653, S. 107 (Lib. IV, Cap. XIX: „Civetta“:
„lucem refugit“); S. 133 (Lib. IV, Cap. LVII: „Pipistrello“: „. . . ehe fugge dalla
vista del Sole“). - Die Bezeichnungen nottola (= Käuzchen), gufo und civetta
(= Eule), bzw. - lateinisch - noctua und ulula (= Eule) werden in der emble-
matischen Literatur offensichtlich gleichwertig gebraucht. Dem italienischen
pipistrello (= Fledermaus) entspricht das lateinische vespertilio.
78 C. Ripa, wie in Anm. 65 zitiert, S. 339f. Q,Morte“).
79 D. Briesemeister (Herausgeber), Bilder des Todes, Unterschneidheim 1970,
Abb. 212.
80 Ebenda, Abb. 211.
81 A. Henkel u. A. Schöne, wie in Anm. 63 zitiert, Sp. 891.
82 Ebenda, Sp. 891.
83 Ebenda, Sp. 892.
84 D. Briesemeister, wie in Anm. 79 zitiert, Abb. 210.
 
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