Der Gott Achilleus
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epos, dessen Urfassung ja von manchen Forschern als <Quelle> Homers
in der Ilias angesehen wird,19 bereits von einer Entrückung des Achill
nach seinem Tod speziell auf die Insel Leuke zu berichten weiß,20 ein
Sagenzug, der eine der Voraussetzungen für seine göttliche Verehrung
auf der Insel abgegeben haben muß. Wir haben davon nachher noch zu
reden.
Weiterhin kennt dann auch Pindar in seiner 4. Nemeischen Ode, wohl
gegen Ende der 60er Jahre des 5. Jhs., den Gort Achilleus als Herrn der
«helleuchtenden Insel im Pontos Euxeinos», womit er deutlich genug
den Namen Leuke umschreibt.21 Wieder ein paar Jahrzehnte später be-
zeichnet Euripides in der <Andromache> den Achilleus als <Bewohner>
der gleichen Örtlichkeit.22 Spätere Nachrichten bekräftigen immer wie-
der Anwesenheit und Verehrung des Achilleus auf Leuke und erläutern
dies des näheren dadurch, daß er dort einen Tempel mit einem alten
hölzernen Kultbild besaß.·23 Die Fundamente dieses Tempels sind be-
klagenswerterweise vor ca. 150 Jahren in einen Leuchtturm verbaut
worden.24
chaischen Olbia (russisch). In: Akademija nauk SSSR. Sovetskaja Archeologija ... 2.
1971, S. 232ff. Das von Eusebios für Olbia angegebene Gründungsjahr 645 v.Chr.
wird also im wesentlichen richtig sein; ähnlich auch schon A. Dihle, Homer-Probleme
1970, S. 153ff.
19 So von H. Pestalozzi und W. Schadewaldt; s. darüber A. Lesky im Artikel <Homeros>
der RE (Suppl.-Bd. XI) 1967, Kap. VII 2 (Stoffgeschichte). Starke und begründete
Zweifel hat besonders A. Dihle a.O. 9ff. angemeldet, der freilich S. 17f. Achills Ent-
rückung als reine Erfindung des Aithiopisdichters ansieht.
20 Proklos, Chrestomathie 199f. ed. A. Severyns 1963. Ed. Meyer, Gesch. d. Altertums
Π 1893, S. 452 in seinem knappen aber erhellenden Abriß über die «Einwirkung der
pontischen Colonisation auf Sage und Religion» zieht daraus bereits den Schluß (vgl.
ob. Anm. 18), «daß die milesischen Ansiedlungen in diesen Gebieten keinesfalls über
die Mitte des siebenten Jahrhunderts hinabgerückt werden dürfen». Ebenda S. 453
Anführung der wichtigsten einschlägigen Quellen (auch der späteren). Zur Entrük-
kungsgeschichte allgemein s. C. Robert, Die griechische Heldensage 1920—26, S.
1194f. (1923).
21 Pindar, Nem. 4,49f. έν Έυξείνω πελάγει φαεννάν Άχιλεύς νάσον (seil. έχει). Vzgl. Fr.
Schwerin, RE XX (1941) 1655. 1670. R. Hampe und E. Simon a.O. (ob. Anm. 12).
22 Euripid. Andromache 1260-62 Άχιλλέα ... δόμους ναίοντα. νησιωτικούς Λευκήν
κατ’ ακτήν έντός Εύξείνου πόρου.
23 Pausanias III 19,11 Λευκή, ... και ναός Άχιλλέως και άγαλμα έν αυτή. Weitere
Quellen bei Diehl RE 8f. Nach Arrian, Periplus 32 handelte es sich um ein ξόανον,
also wohl aus archaischer Zeit.
24 Erich Diehl Gn. 6352. Neuere russische Untersuchungen um das Jahr 1970 auf der In-
sel Leuke waren wohl aus diesem Grunde erfolglos; s. K. S. Gorbunova, Archaeologi-
cal Reports for 1971—72, S. 49. Vgl. a. Dagmar Kemp-Lindemann, Darstellungen des
Achilleus in griechischer und römischer Kunst 1975, S. 242 m. Anm. 629. Die Kennt-
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epos, dessen Urfassung ja von manchen Forschern als <Quelle> Homers
in der Ilias angesehen wird,19 bereits von einer Entrückung des Achill
nach seinem Tod speziell auf die Insel Leuke zu berichten weiß,20 ein
Sagenzug, der eine der Voraussetzungen für seine göttliche Verehrung
auf der Insel abgegeben haben muß. Wir haben davon nachher noch zu
reden.
Weiterhin kennt dann auch Pindar in seiner 4. Nemeischen Ode, wohl
gegen Ende der 60er Jahre des 5. Jhs., den Gort Achilleus als Herrn der
«helleuchtenden Insel im Pontos Euxeinos», womit er deutlich genug
den Namen Leuke umschreibt.21 Wieder ein paar Jahrzehnte später be-
zeichnet Euripides in der <Andromache> den Achilleus als <Bewohner>
der gleichen Örtlichkeit.22 Spätere Nachrichten bekräftigen immer wie-
der Anwesenheit und Verehrung des Achilleus auf Leuke und erläutern
dies des näheren dadurch, daß er dort einen Tempel mit einem alten
hölzernen Kultbild besaß.·23 Die Fundamente dieses Tempels sind be-
klagenswerterweise vor ca. 150 Jahren in einen Leuchtturm verbaut
worden.24
chaischen Olbia (russisch). In: Akademija nauk SSSR. Sovetskaja Archeologija ... 2.
1971, S. 232ff. Das von Eusebios für Olbia angegebene Gründungsjahr 645 v.Chr.
wird also im wesentlichen richtig sein; ähnlich auch schon A. Dihle, Homer-Probleme
1970, S. 153ff.
19 So von H. Pestalozzi und W. Schadewaldt; s. darüber A. Lesky im Artikel <Homeros>
der RE (Suppl.-Bd. XI) 1967, Kap. VII 2 (Stoffgeschichte). Starke und begründete
Zweifel hat besonders A. Dihle a.O. 9ff. angemeldet, der freilich S. 17f. Achills Ent-
rückung als reine Erfindung des Aithiopisdichters ansieht.
20 Proklos, Chrestomathie 199f. ed. A. Severyns 1963. Ed. Meyer, Gesch. d. Altertums
Π 1893, S. 452 in seinem knappen aber erhellenden Abriß über die «Einwirkung der
pontischen Colonisation auf Sage und Religion» zieht daraus bereits den Schluß (vgl.
ob. Anm. 18), «daß die milesischen Ansiedlungen in diesen Gebieten keinesfalls über
die Mitte des siebenten Jahrhunderts hinabgerückt werden dürfen». Ebenda S. 453
Anführung der wichtigsten einschlägigen Quellen (auch der späteren). Zur Entrük-
kungsgeschichte allgemein s. C. Robert, Die griechische Heldensage 1920—26, S.
1194f. (1923).
21 Pindar, Nem. 4,49f. έν Έυξείνω πελάγει φαεννάν Άχιλεύς νάσον (seil. έχει). Vzgl. Fr.
Schwerin, RE XX (1941) 1655. 1670. R. Hampe und E. Simon a.O. (ob. Anm. 12).
22 Euripid. Andromache 1260-62 Άχιλλέα ... δόμους ναίοντα. νησιωτικούς Λευκήν
κατ’ ακτήν έντός Εύξείνου πόρου.
23 Pausanias III 19,11 Λευκή, ... και ναός Άχιλλέως και άγαλμα έν αυτή. Weitere
Quellen bei Diehl RE 8f. Nach Arrian, Periplus 32 handelte es sich um ein ξόανον,
also wohl aus archaischer Zeit.
24 Erich Diehl Gn. 6352. Neuere russische Untersuchungen um das Jahr 1970 auf der In-
sel Leuke waren wohl aus diesem Grunde erfolglos; s. K. S. Gorbunova, Archaeologi-
cal Reports for 1971—72, S. 49. Vgl. a. Dagmar Kemp-Lindemann, Darstellungen des
Achilleus in griechischer und römischer Kunst 1975, S. 242 m. Anm. 629. Die Kennt-