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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 1. Abhandlung): Der Gott Achilleus: vorgetr. am 5. Mai 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45478#0043
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Der Gott Achilleus

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<Schwarzen> Meeres übernommen haben, der sich zum persischen
axsaina <blau, schwarz> stellt, was die Griechen mit άξεινος zusammen-
brachten.91 Die leichte Veränderung zum Πόντος Εύξεινος hätte sich
dann nach unserer Auffassung nicht, wie bisher angenommen, als Eu-
phemismus auf die stürmische See bezogen, sondern man hätte viel-
mehr unter dem <wohlgastlichen Meer> wie oben gezeigt, das Reich der
Toten - das Herrschaftsgebiet der (vielgastlichen) <Polyxene> — verstan-
den.
Von unseren im Vorangehenden angestellten Erwägungen bis hin zu
Achilleus dem später Pontarches benannten, der zusammen mit Polyxe-
ne auf Leuke im Pontos Euxeinos herrscht, als dem Herrscher der To-
ten, in welcher Rolle wir ihm ja auch in der Nekyia begegneten, ist wirk-
lich nur ein kleiner Schritt, den wir auf den Spuren von Gruppe, Maliko-
va und Wüst mit aller Entschiedenheit zu tun wagen. Daß hier wie bei
dem ganzen den Gott Achilleus betreffenden Thema die unmittelbaren
Quellen versagen, darf nicht Wunder nehmen, da ja der Held des Epos,
zu dem sich die göttliche Gestalt früh gewandelt hat, die älteren Schich-
ten des Mythos so radikal verdrängt hat, daß sie außer im zäh sich erhal-
tenden Kult kaum Spuren hinterließen. Doch haben Roland Hampe
und Erika Simon auf einem der Reliefs des archaischen etruskischen
Bronzewagens von Monteleone im Metropolitan Museum in New York
den «Heros Achilleus» erkennen wollen, wie er sich von Leuke her-
überkommend davon überzeugt, daß seinem Wunsch gemäß Polyxene
an seinem Grab geopfert wird. Dabei sei der Augenblick dargestellt,
wie er sich wiederum «von der Stätte seines Grabes weg in den Luft-
raum» erhebt, «um mit seinen geflügelten unsterblichen Rossen nach
Leuke zurückzukehren» (Abb. 3). Ist diese nicht unumstrittene Deu-
tung92 richtig, dann besäßen wir in dem Kunstwerk wenigstens einen
Nachklang des der betreffenden Sage zugrundeliegenden Mythos vom
Totengott Achill und seiner mit ihm auf der Insel der Seligen herrschen-
den Gattin Polyxene, zwar ins <Heroische> umgedeutet, aber doch noch
einen wenn auch unverstandenen Rest der alten Vorstellung bewah-
rend.
91 Μ. Vasmer, Osteuropäische Orstnamen. Dorpat 1921, S. 3ff.; weiteres bei Hj. Frisk,
Griech. etymolog. Wtrbch. I 1960, S. 590, und P. Chantraine, Dictionn. etymologique
de la langue grecque II 1970, S. 386. ,
92 R. Hampe und E. Simon, Griechische Sagen in der frühetruskischen Kunst (1964) S.
60ff. (hier bes. S. 63) und Taf. 25 (danach unsere Abb.). Zweifel an der Deutung äu-
ßern Fr. Brommer im Gymnasium 52. 1965, S. 280 und D. Kemp-Lindemann a.O.
(ob. Anm. 24) S. 229f.
 
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