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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 1. Abhandlung): Der Gott Achilleus: vorgetr. am 5. Mai 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45478#0051
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Der Gott Achilleus

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und zwar in Thessalien, was auch damit Zusammenhängen mag, daß
man die Heimat von Achills Vater Peleus wegen der Namensähnlichkeit
im Gebiet um das Peliongebirge gesucht hat.122
Bevor wir uns der Kretschmer’schen Deutung der beiden Etyma zu-
wenden, sei im Vorübergehen der auf thessalischem Boden gewachse-
nen religiösen Verehrung der Peleusfamilie überhaupt unsere Auf-
merksamkeit geschenkt, insbesondere aber dem Kult am Grab des
Achilleus, wie ihn in der Folge gerade die Thessalier ihrem vermeintli-
chen Landsmann erwiesen. Der Sophist Philostratos berichtet uns zu
Beginn des 3. Jh. n.Chr. davon in seinem <Heroikos> und zitiert dabei
den Wortlaut eines Hymnos auf Thetis,123 den die Thessalier auf der
Anfahrt vor der Landung beim Grab des Achilleus sangen. Da heißt es
von der Göttin großem Sohn Achilleus (v. 2ff.)
τού
θνατά μέν όσον φύσις ήνεγκε(ν),
Τροία λάχε· σάς δ’όσον άθανάτου
γενεάς πάις έσπασε, Πόντος έχει
also: daß sein sterbliches Teil Troja erlöst hat, während über das, was
aus dem unsterblichen Geschlecht seiner Mutter herrührt, der Pontos
verfügt.124 125 Wenn wir den Hymnos wohl auch nicht in allzufrühe Zeit da-
122 Vgl. A. Lesky RE XIX (1938) 27If. im Art. «Peleus»; ferner Johanna Schmidt RE
XVI (1935) 1109 (im Art. «Myrmidones»). Bezeichnend sind die krampfhaften, aber
so gut wie ergebnislosen Versuche englischer Archäologen, im Spercheiosgebiet, bei
an sich zahlreichen dort sich findenden mykenischen Resten, die homerischen Ortsan-
gaben über Peleus’ Herrschaftsgebiet zu identifizieren: R. H. Simpson & J. F. Lazen-
by, The kingdom of Peleus .und Achilleus. In: Antiquity 33. 1959, S. 102ff. (im Blick
auf Phthia besonders zu Homer, Ilias 1,155. 2,683f. 9,359ff. 395). Gleichzeitig hat D.
Page a.O. (ob. Anm. 56), der (S. 254) Achill mit Sicherheit für eine historische Person
hält, die vor Troja kämpft, doch (S. 126 m. Anm. auf S. 161f.) wenigstens auf den
merkwürdigen Befund nachdrücklich hingewiesen, daß der größte Held der Ilias von
Homer seiner Herkunft nach auf ein so obskures und schwer faßbares Gebiet be-
schränkt wird.
123 Philostratus, Heroicus ed. L. de Lannoy. Leipzig, Tbnr. 1977, S. 68 (c. 53, § 208). Sie-
he die kurzen Erwähnungen des Liedes bei E. Rohde, Psyche 2II 373if. W. H. Roscher
im Mythol. Lex. V (1916-24), 792. S. Eitrem in: Symbolae Osloenses 8. 1929, S. 43.
Maxim. Mayer RE VI A (1937) 209 (im Art. «Thetis»),
124 Die meisten Ausgaben (außer der lange Zeit maßgebenden von K. L. Kayser) schrei-
ben mit Recht Πόντος mit großem Anfangsbuchstaben, was zum Achilleus Pontar-
ches vortrefflich paßt (vgl. dazu a. oben S. 18).
125 L. Rademacher, Die Anrufung der Thetis. In: Rhein. Mus., N. F. 71. 1916, S. 15 Iff.
(hier S. 153) wollte u.a. aus metrischen Gründen das Gedicht erst in die Zeit des
2./3. Jh. n.Chr., also kurz vor Philostratos, rücken. Ein weiteres Argument, auf
das er sich stützt, ist die «abgeschmackte Vorstellung», «daß etwa im 5. Jh. v.Chr. ein
 
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