Metadaten

Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0013
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
I

Der älteste Textzeuge der ‘Bacchen’ des Euripides wurde 1975 von
E. Brashear1 ediert und im folgenden Jahr von R. Kassel in seiner Be-
deutung für die Konstituierung der durch ihn erhaltenen Verse (17-26)
gewürdigt2. Freilich bietet dieser Papyrus keine neue Hilfe bei der Be-
wältigung der Schwierigkeiten, die sich aus den seltsamen Wiederho-
lungen und sprachlichen Absonderlichkeiten des Bacchen-Prologes er-
geben.
In Vers Iff. erzählt Dionysos den Zuschauern, er sei soeben hier nach
Theben gekommen und berichtet dann einige Details aus der für die
Handlung wichtigen Topographie der Stadt sowie über seine dort er-
folgte vorzeitige Geburt und ihre Folgen für das Haus des Kadmos. Es
folgt die Beschreibung seines Siegeszuges durch die ganze Welt und
dann (20) die neuerliche Feststellung, er sei nun zuerst in diese Stadt
der Hellenen gekommen. Dasselbe hören wir dann noch einmal in den
Versen 23-25, diesmal mit einer Beschreibung, wie der Gott seinen
Kult eingeführt habe. Dionysos begründet (otel 26) dieses Vorgehen
als Maßnahme gegen die Kadmostöchter, die ihre Schwester Semele,
die Mutter des Dionysos, verleumdeten (26—31). Darum, so fährt er
fort (TOiydQ 32), habe ich sie und alle thebanischen Frauen mit dionysi-
schem Taumel erfüllt, und noch einmal (32-38) folgt - ausführlicher als
zuvor und mit mehr Detailschilderungen des orgiastischen Treibens -
die Angabe aus den Versen 23-25, er habe die Frauen Thebens in bac-
chische Raserei versetzt. Endlich weist Dionysos in Vers 4 darauf hin,
daß er für sein Auftreten in Theben Menschengestalt angenommen ha-
be: Dasselbe sagt er, in zwei Versen genau gleichen Inhaltes, gegen En-
de des Prologs in V. 54f. noch einmal.
Die wohl krasseste dieser Wiederholungen liegt in den Versen 22 und
42. An beiden Stellen sagt Dionysos, daß er sich als Gott offenbaren
wolle. Dodds bemerkt zu Vers 22, daß man diese Absichtserklärung zu-
sammen mit der Aussage des vorangehenden Verses wegen des tcckeI
nur auf Dionysos’ Zug durch Asien zu beziehen habe, während sich die
1 Z. P. E. 19, 1975, 300f.
2 Z. P. E. 21, 1976, 35f.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften